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Vom Schlickern und Schnausern: Hauptsache lecker

Auch wenn wir alle Deutsch sprechen. Verstehen tun wir uns noch lange nicht immer.

Vom Schlickern und Schnausern: Hauptsache lecker

Begriffe, die für den einen selbstverständlich sind, gehen an anderen komplett vorbei oder sorgen sogar für Irritation. Ich fragte jüngst einen Freund, ob ich etwas zu schlickern besorgen soll. Er antwortete mir schwer irritiert, er trinke keinen harten Alkohol. Daran hatte ich ja auch gar nicht gedacht, sondern an leckere Schokolade, an Nougat und Marzipan. Obwohl er aus Norddeutschland stammt, kannte er das Wort Schlickern nicht. Und ich dachte, das sei zumindest gesamtnorddeutscher Sprachgebrauch. Ich habe daraufhin in meinem Bekanntenkreis ein wenig recherchiert.

Alle, die aus der Wesermarsch und um zu kommen, schlickern für ihr Leben gern. In Hamburg und Schleswig-Holstein hingegen werden wohl nicht weniger Menschen gerne Süßes genießen, aber sie schlickern eben nicht.

Wie das heute so üblich ist, habe ich zu dem Thema auch Dr. Google um Rat gefragt. Das Ergebnis hat mich ratlos gemacht. Synonyme, also ähnliche Wörter, für Schlickern wollte ich finden und musste feststellen, dass Schlickern offensichtlich noch viel mehr sein kann, als etwas Süßes zu futtern. Zwei Wortgruppen für schlickern kennt das Woxikon: Zum einen bedeutet schlickern demnach ausflocken, zum anderen schütteln. Nie gehört.

Nun ja. Wenigstens schlickere ich in der Wesermarsch mit Vertrauten. Beim Schnausern scheine ich hingegen allein zu sein. In einer Einladung zu einer Weihnachtsfeier bat ich jüngst darum, etwas Leckeres zum Schnausern mitzubringen. Eine einzelne irritierte Frage kam zurück. Ich habe geantwortet, eine Packung Spekulatius sei die richtige Antwort. An dem Abend kamen wir dann aufs Schnausern zu sprechen. Es stellte sich heraus, dass niemand außer mir das Wort kannte, aber fast alle es verstanden hatten. Immerhin. Und ich fragte mich, woher kenne ich dieses Wort, das für mich so selbstverständlich ist. Und dann sah ich in Gedanken meine Mutter vor mir, die zu uns Kindern gerne sagte, wir sollten nicht so viel schnausern. Meine Mutter stammt vom Mittelrhein. Dort wird geschnausert, nicht geschlickert. Egal. Ich wünsche Ihnen, dass es Ihnen in der Weihnachtszeit nicht an Leckereien mangelt.

Christoph Heilscher
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