Es knarrt und knackt hin und wieder in der Leitung, aber die Verbindung nach Kanada steht. Melanie, die ihren vollen Namen nicht in der Zeitung lesen will, ist gut zu verstehen am Telefon. Mehr als 6100 Kilometer liegen zwischen ihr und der alten Heimat Langen, die sie vor 18 Jahren verlassen hat, um als alleinerziehende Mutter in einem kleinen Ort bei Toronto ein neues Leben zu beginnen. Beruflich fasste die junge Frau schrittweise Fuß, studierte Logistik, später erwarb sie Häuser, um diese zu modernisieren. Alles lief gut an. Doch 2019 zerstörte der Krebs brutal ihre Träume.
„Mein Kind ist das Wichtigste für mich“
Ihre besten Freunde Bettina Hoffmann und Heiko Lehn, der Melanie beim TV Langen in der Jugend als Handballtrainer betreut hat, sind mit der heute 55-Jährigen in engem Kontakt. Sie wissen um ihren fragilen Gesundheitszustand, wissen um die finanzielle Bedrängnis, die entstanden ist, weil sie lange nicht arbeiten konnte und Chemotherapie und Arztkosten eines Tages alle Ersparnisse aufgefressen hatten. Und sie wissen auch, dass Melanie ihrem Jungen eine gute Ausbildung ermöglichen wollte. Trotz aller Widrigkeiten. Das betont die 55-Jährige im Telefonat immer wieder. „Für mein Kind würde ich alles tun“, sagt sie. „Ganz egal, was ist: Mein Sohn ist das Wichtigste für mich.“ Ihre Stimme klingt brüchig. Traurig. Erschöpft.
„Das alles ist mehr als nur ein Wunder“
„Ich bin einfach überwältigt von dem, was die beiden Langener da auf die Beine gestellt haben“, erzählt Melanie leise und fügt dann - beinahe ungläubig - hinzu: „Ich kann gar nicht glauben, dass mir so viele Leute helfen wollen.“ Solche Unterstützung sei sie nicht gewohnt, sagt die Wahl-Kanadierin, ohne ins Detail zu gehen. „Das ist mehr als ein Wunder.“

Bettina Hoffmann und Heiko Lehn aus Langen sammeln per Crowdfunding für ihre krebskranke Freundin. Mittlerweile haben Bürger aus der Region rund 4500 Euro gespendet. Foto: Scheschonka
Die Krankheit hat deutliche Spuren hinterlassen
Schwere Zeiten liegen hinter der blonden Frau, die mit ihrem Lebensmut und ihrer unbeschwerten Fröhlichkeit in der Jugend stets alle anderen angesteckt hat. Doch das ist Geschichte. Melanie verlor aufgrund der schweren Krebserkrankung den Job, weil sie nicht mehr Vollzeit arbeiten konnte. Während der Therapie lebte sie von ihren Ersparnissen, unterstützte die Ausbildung ihres Sohnes und versuchte, den Alltag so gut wie eben möglich zu meistern. Sieben Monate lang Chemo, immer wieder Operationen, Bestrahlungen und Hauttransplantationen - all das hat Spuren hinterlassen. Nicht nur finanzielle, vor allem körperliche und seelische.
Hoffnung auf ein besseres Leben nie aufgegeben
„Irgendwann habe ich begriffen, dass ich aus dieser misslichen Lage allein nicht mehr rauskomme“, sagt sie, spricht von ihren Schulden, die sie nicht beziffern will und davon, dass sie die Hoffnung auf ein besseres Leben nie aufgegeben hat. Und nie aufgeben wird. Auch deshalb sei sie unendlich dankbar über die Unterstützung der Menschen in Langen und umzu. Melanie fasst Mut: „Ich werde weiterkämpfen, auch wenn ich sicherlich nie mehr richtig gesund werde.“ Doch anderen ginge es noch viel schlechter, sagt sie.

Ein Blick aufs Smartphone weist den Weg. Bettina Hoffmann zeigt, dass ein paar Klicks genügen, um auf der Internetplattform GoFundMe für ihre krebskranke Freundin zu spenden. Foto: Scheschonka
Wie man helfen kann
Wer Melanie unterstützen will, kann sich entweder direkt auf der Homepage von GoFundMe informieren oder die beiden Initiatoren anschreiben.Der digitale Briefkasten von Bettina Hoffmann hat die Adresse tin307@yahoo.com, der von Heiko Lehn ist erreichbar unterheikomariolehn@aol.com