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Kavalier an der Bananenkiste: Warum manches Wort nicht aus der Zeit fallen darf

Deutsche Sprache, schwere Sprache - sagt man. Aber die deutsche Sprache ist auch eine schöne Sprache. Unser „Moin“-Autor hat’s am Obstregal erlebt.

Manchmal vermisse ich Worte, die „aus der Zeit gefallen“ zu sein scheinen. Es gibt sie massenweise. Wer redet heutzutage beispielsweise noch von einem Tagedieb, wenn er jemanden meint, der seine Zeit nutzlos vertut? Und wer sagt „Schabernack“ als Synonym für Scherz oder Unfug? Auch das Wort „Kinkerlitzchen“ – stellvertretend für Kleinigkeiten oder unwichtige Dinge – kommt in der vermeintlich modernen Sprache unserer denglischen Gegenwart kaum mehr vor. Ich bedaure das, auch, weil die „alten Wörter“ mit Erinnerungen verbunden sind, wahrscheinlich nicht nur bei mir. Deshalb habe mich gefreut, als eine Frau in Bad Bederkesa mir sagte, ich sei ein Kavalier. Dabei hatte ich ihr beim Einkaufen lediglich den Vortritt gelassen, damit sie sich die schönsten Bananen aus der Obstkiste heraussuchen konnte. Wer es nicht (mehr) wissen sollte: Der Begriff „Kavalier“ steht für einen höflichen Mann. Hätte sich die Frau der „modernen“ Sprache bedient, hätte sie vielleicht gesagt: „Sie sind ein echt korrekter Typ.“ Oder: „Das war gerade voll cool.“ Und ich hätte möglicherweise geantwortet: „Krass, danke fürs geile Feedback.“ Habe ich aber nicht. Ich habe mich für ihre Rückmeldung bedankt. Und geschmunzelt habe ich auch. Nicht nur ob der Höflichkeit am Obst- und Gemüseregal, sondern auch angesichts der Tatsache, dass manche Worte wohl doch nicht „aus der Zeit“ fallen. Deutsche Sprache, schöne Sprache.

Andreas Schoener
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