Die Frau, von der hier die Rede ist, ist erst Mitte 30. Ihre Kapitulation hat mich überrascht: Hilfe, ich bin da raus. Ich verstehe das nicht mehr. Es ging um irgendeine Computersache. Normalerweise gibt diese Frau mir Tipps, wenn ich an meinem Handy oder PC nicht weiterkomme. Sie verfügt da über ein Grundwissen, das weit über meines hinausreicht. Am Ende des Gesprächs steht die bittere Erkenntnis: Jede Generation hat ihre Technik. Und mit Mitte 30 gibt es bereits eine nachfolgende Generation an Computer-Nutzern. Mindestens eine.
Ich musste da an ein Erlebnis in meiner Kindheit denken. Ich bin in den 1960er Jahren in Wilhelmshaven in einem Zehn-Familien-Haus ausgewachsen. Damals kamen die ersten Schwarz-Weiß-Fernsehgeräte auf. Unsere Familie hatte noch keinen Fernseher, aber mein Freund Wolfgang, der mit im Haus wohnte. Also gingen wir, wenn es passte, zu ihm, und schauten uns das Kinderprogramm oder Cowboyfilme an. Wolfgang war höchstens 10, aber er hatte in Sachen Fernsehen eine hohe Autorität in seiner Familie, denn er konnte den Fernseher bedienen. Seine Mutter gab vor, das nicht zu können. Sie war nicht blöd und höchstens 40 Jahre alt. Jede Generation hat ihre Technik.
Ich versuche, schon aus beruflichen Gründen, am Ball zu bleiben, stehe aber immer wieder vor einer Wand. Oder wundere mich einfach. Meine Bahnfahrkarten kaufe ich inzwischen mit Hilfe der Bahn-App auf dem Handy. Hakelig wird es gelegentlich, wenn es ans Bezahlen geht. Und das liegt, behaupte ich mal, nicht an mir, sondern an der App. Weil dort die Bedingungen, zu denen man bezahlen soll, stetig wechseln. Am liebsten lasse ich den Betrag direkt von meinem Konto abbuchen. Das funktioniert aber nicht immer. Bei meinem letzten Versuch sollte ich mich über ein Programm autorisieren, sozusagen nachweisen, dass ich ich bin und mein Konto mein Konto. Soweit okay. Als ich das Programm öffne, soll ich mein Wüstenrot-Passwort eingeben. Wüstenrot? Ich habe nichts mit Wüstenrot zu tun. Die Computerwelt ist voller blauer Wunder. Über die Kreditkarte hat es dann geklappt. Trotzdem: Was waren das doch für Zeiten, als man eine Fahrkarte noch am Schalter kaufen konnte und wusste: Das klappt.