Das ist ein Liebesbrief, hochverehrtes Geburtstagskind. Der muss sein, obwohl Sie glücklich verheiratet, mehrfacher Familienvater und ein Star sind. Aber Ihr 60. Geburtstag heut ist der passende Anlass, Ihnen Blümchen zu schenken. Bremerhavener Blümchen - denn Sie sind nun mal ein „Leher Jung’“ - obwohl Sie, lieber Heino Ferch, mit Ihrer Geburtsstadt ja nicht mehr allzu viel verbindet, haben Sie mir vor 18 Jahren angedeutet. Als ich mich an Bord der „Dar Mlodziezy“ geschmuggelt hatte - zugegeben, mit Hilfe Ihrer Mutter Erika aus der Jahnstraße -, um eine kleine Geschichte über Ihre große Hochzeit mit Marie-Jeanette Steinle zu schreiben. Diesen besonderen Lebensmoment wollten Sie als Kapitänssohn ja doch auf den Planken, in der kleinen Stadt am Meer verbringen, in der Sie am 18. August 1963 zur Welt gekommen sind und bis zum Salzburger Schauspiel-Studium hier im Elternhaus geblieben sind - fest verankert übrigens als Kunstturner beim TV Lehe. Und 1978, als 15-jähriger Gymnasiast, hatten Sie diesen akrobatischen Auftritt an unserem Stadttheater, im Musical „Can-Can“, bei dem Sie Blut geleckt haben am Bühnenleben. Dann rief Sie später die große Welt. Kein Film, den ich nicht geguckt hätte. Ich find Sie einfach stark. Hab ich damals auch Ihrer Mutter Erika erzählt, als sie wieder bei einer meiner kleinen Literaturlesungen im Publikum saß. Drum hat sie mich am 11. August 2005, mitten auf der „Sail“, an Deck der „Dar“ geschleust. Ausgetrickst, die Paparazzi an der Kaje. Zehn Bodyguards haben Sie und Ihre Familie abgeschirmt. Und Erika, das „mütterliche Bollwerk“. Sie sagte sogar lachend: „Wenn ich irgendwas verrate, krieg ich Riesenärger mit meinem Sohn.“ Um Himmels Willen. Niemandem hab ich je verraten, wer mir verraten hat, dass Sie und Ihre Frau die „Dar“ heimlich steuerbords geentert haben, vom Lotsenschlepper „Quarantäne“ zum Fallreep geschippert. Umrauscht vom Sail-Konzert mit Dudelsack und Akkordeon. Und dann gab’s für die Fans doch noch den ersehnten Augenblick, oben an Deck: Zehn Sekunden Hochzeits-Kuss.
Lieber Heino Ferch, bald danach sind Ihre Eltern Ihnen an den Ammersee hinterhergezogen, es zog Sie nichts mehr hierher. Bis zur Seebestattung Ihres Papas, Kapitäns Ferch, 2015. Eine silberne Plakette an einem der Koop’schen Dalben oben im Schleusengarten erinnert an ihn. Und Ihre herzliche, Literatur-begeisterte Mama Erika ist nicht mehr hier in der Stadt. Und nun ist wieder „Lütte Sail“ - wie schön wäre es gewesen, Sie hätten Ihren 60. Geburtstag mit Ihrer Familie auch hier an Bord eines großen Schiffes gefeiert - zwar ist die „Dar“ gerad nicht hier. Aber der „weiße Schwan“ liegt jetzt fest am Neuen Hafen - sorry für diese kleine Koketterie. So nennen Insider die weiße schöne Bark „Schulschiff Deutschland“. Die stammt auch von hier: Tecklenborg-Werft. Fuhr in die weite Welt, wanderte für Jahre aus - wenn auch nur bis Vegesack. Aber nun ist sie wieder zu Hause. Kommen Sie doch mal mit Kind und Kegel vorbei - dann leiste ich persönlich Abbitte, oben an Deck. Abgemacht?
Happy Birthday, lieber Heino Ferch!