Dramatische Überschriften gehören zum Handwerkszeug des Journalisten. Sie sollen die Menschen zum Kauf der Zeitung bewegen. Der Beifang ist, dass die oberste fettgedruckte Zeile von einigen Lesern mit dem Inhalt des Textes verwechselt wird. Ein Beispiel ist der Eklat über das Gebäudeenergiegesetz von Wirtschaftsminister Habeck vom Frühjahr 2023.
Die BILD titelte am 17. März 23: „Habecks Heizverbot ist rechtswidrig“. In Habecks Gesetzesentwurf stand eigentlich, dass jeder die Heizung, die er derzeit betreibt, behalten kann. Auch nach 2024. Ja, genau.
Aber die Falschmeldung verbreitete sich wie ein Lauffeuer und wurde emsig auf den sozialen Medien und unter Journalisten geteilt. Es rollte eine Debatte heran, die sich um Aussagen drehte, die Habeck nie gemacht hat. Und sie blieb in den Köpfen der Leute hängen. Bis heute besteht die Angst, die Grünen wollten den Bürgern vorschreiben, eine neue Heizung einbauen zu lassen, ob sie es sich leisten können oder nicht. Parteien ohne Plan nutzen solche Falschmeldungen, um für sich zu werben.
Hier also die Aussage von Habeck im Wortlaut: „Funktionierende Heizungen dürfen weiter genutzt werden und kaputte dürfen, so lange repariert werden, wie man sie reparieren kann.“ Ist also die alte Heizung kaputt, darf man neu einbauen, was man will. Jeder darf seine Heizung auch reparieren. Niemand wird gezwungen, etwas zu ersetzen.
Die einzige Bedingung: bei Neueinbau sollen 65 Prozent der Energie aus erneuerbaren Energien stammen. Welche Sanierungsmaßnahmen sinnvoll und förderfähig sind, das steht auf einem anderen Blatt. Daher meine Bitte: Lesen Sie generell nicht nur die Überschriften, sondern auch das Kleingedruckte.