In seinem Fotostudio empfängt Herr Hirasaka ganz besondere Gäste: Menschen, die sich an der Schwelle zum Jenseits befinden. Mit seiner Hilfe und zahlreichen Fotografien (ein Foto pro Lebensjahr) hat jeder die Möglichkeit, ein „Kaleidoskop aus Erinnerungen“ zusammenzustellen, sein Leben noch einmal Revue passieren zu lassen und einen ausgewählten Moment noch einmal zu erleben, um dann beim letzten Bild ausgesöhnt in die andere Welt hinüberzuwechseln.
Im Roman mit dem Originaltitel „Jinsei shashinkan no kiseki“, auf Deutsch „Das Wunder im Fotostudio des Lebens“ geht um den Übergang zwischen Leben und Tod und die Fragen, die viele Menschen in diesem Zusammenhang möglicherweise bewegen: Was habe ich in meinem Leben erreicht? Was bleibt von mir? Was werde ich hinterlassen? Und habe ich mein Leben „richtig“ gelebt?
Drei Lebensgeschichten im Fokus
Der Leser begegnet drei völlig unterschiedlichen Personen und deren Lebensgeschichten: Die ausführliche erste Episode ist der 92-jährigen Hatsue gewidmet, die lange Jahre als Kindererzieherin tätig war. Weitere Besucher sind Shohei Waniguchi, der Mitglied einer kriminellen Organisation war, und ein junges Mädchen. Und nach und nach wird auch Hirasakas Lebensgeschichte ein Stück weit klarer.
Anfangs hatte ich leichte Schwierigkeiten, in die Geschichte einzusteigen, weil dieses Buch völlig anders ist als das, was ich in letzter Zeit so gelesen habe. Anders im positiven Sinne. Denn nach einigen Seiten hat mich die Geschichte gefesselt und nicht mehr losgelassen. Ich konnte das Buch nicht mehr zur Seite legen.
Ein Roman, der Leben und Abschied vereint
Die vielleicht größte Stärke dieses Romans: Er erzählt nicht nur vom Abschied, sondern auch vom Leben selbst. Von den kleinen Momenten, die wir oft übersehen. „Die Erinnerungsfotografen“ erinnert daran, wie wertvoll jede Begegnung, jede Entscheidung und jedes Bild in unserem eigenen „Kaleidoskop aus Erinnerungen“ ist.
„Die Erinnerungsfotografen“ ist eine originelle, sensible und berührende Geschichte, die immer wieder zum Nachdenken anregt. Trotz des ernsten Themas ist die Erzählweise erstaunlich leicht und herzerwärmend. Am Ende bleiben zwar einige Fragen offen, das ist aber gar nicht so schlimm. Eine Frage aber bewegt mich besonders: Warum war die Geschichte bloß so kurz? Ich hätte so gerne noch mehr gelesen.
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