Dabei gibt es einige Policen, die verpflichtend sind, andere wiederum können auf einer freiwilligen Basis abgeschlossen werden. Welche Absicherungen sind sinnvoll – und wo lohnt es sich, einen Vertrag zu überdenken?
Pflichtversicherungen
Zunächst gibt es in Deutschland eine Reihe von Pflichtversicherungen. Einige dieser Policen müssen von jedem Bürger abgeschlossen werden, andere wiederum sind für bestimmte Gruppen relevant, die einen nicht zu vernachlässigenden Teil der Bevölkerung ausmachen.
Die Krankenversicherung
Die bekannteste Versicherung, die für alle Bürger verpflichtend ist, ist die Krankenversicherung. Sie trägt die Kosten, die für den Versicherungsnehmer durch ärztliche, zahnärztliche und psychotherapeutische Behandlungen entstehen.
Die Pflicht besteht in Deutschland übrigens seit mehr als einem Jahrhundert. Bereits im Juni 1883 führte Otto von Bismarck eine Verpflichtung zur gesundheitlichen Absicherung für Industriearbeiter und Beschäftigte in Handwerks- und Gewerbebetrieben ein.
Arbeitnehmer haben die Möglichkeit, sich gesetzlich zu versichern. Selbstständige wiederum können sich freiwillig gesetzlich versichern. Die private Krankenversicherung steht ebenfalls mit gewissen Einschränkungen beiden Gruppen zur Verfügung. Denn: Arbeitnehmer müssen ein Mindesteinkommen erwirtschaften müssen, um Zutritt zu bekommen. Der Schwellenwert hierfür liegt bei über 70.000 Euro.
In der gesetzlichen Krankenversicherung bekommen alle Vertragsnehmer ein bestimmtes Leistungspaket. Wer mehr erhalten möchte, muss Zusatzversicherungen abschließen. In der privaten Krankenversicherung gibt es etwas mehr Flexibilität.
So wählen die Vertragsnehmer selbst aus, welche Leistungen für sie passend sind und welche nicht. Die Kosten berechnen sich aus diesen individuellen Vorstellungen sowie dem Gesundheitszustand des Vertragsnehmers. Gleichzeitig gibt es Vorteile wie eine schnelle Terminvergabe, Behandlungen durch den jeweiligen Chefarzt sowie eine freie Krankenhauswahl.
Pflichtversicherungen für Arbeitnehmer
Daneben gibt es mehrere Versicherungen, die grundsätzlich für Arbeitnehmer verpflichtend sind. Hierzu gehört unter anderem die gesetzliche Rentenversicherung. Sie besteht in Deutschland seit dem Jahr 1889.
In diese Absicherung müssen bis auf wenige Ausnahmen alle Personen einzahlen, die einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen. In die Rentenversicherung fließen 18,6 Prozent des monatlichen Bruttolohns, wobei der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber jeweils die Hälfte tragen.
Wer der Pflicht nicht unterliegt, kann freiwillig in die Kasse einzahlen. Denkbar ist das für Selbstständige, Freiberufler sowie Hausfrauen- und Männer. Dabei sollte im individuellen Fall entschieden werden, wie sinnvoll dieser Schritt ist.
Ebenfalls obligatorisch für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ist die Arbeitslosenversicherung. Sie ist die Grundlage dafür, dass die jeweilige Person nach einer Beendigung eines Arbeitsverhältnisses ohne direkten Anschlussjob für einen gewissen Zeitraum Arbeitslosengeld I erhält.
Die Arbeitslosenversicherung wird mit 2,6 Prozent des Bruttogehaltes bezahlt, wobei ähnlich wie bei der gesetzlichen Absicherung für das Alter Arbeitgeber und Arbeitnehmer jeweils die Hälfte übernehmen. Beamte wiederum sind als Gruppe von dieser Pflicht ausgenommen.
Weitere Pflichtversicherungen
Zu den weiteren Pflichtversicherungen, die vielen Verbrauchern in ihrem Alltag begegnen, gehört die KFZ-Haftpflichtversicherung. Sie ist die Grundvoraussetzung, um eine Zulassung für ein Fahrzeug zu erhalten.
Die Absicherung zahlt Personen-, Sach- und Vermögensschäden, die mit dem Auto für Dritte verursacht werden – nicht jedoch Reparaturen am eigenen Fahrzeug. Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Versicherungssumme von 7,5 Millionen Euro, Experten empfehlen allerdings den weit höheren Betrag von 100 Millionen Euro.
Einige Berufsgruppen müssen außerdem für ihre Tätigkeit eine spezielle Haftpflichtversicherung abschließen. Hierzu zählen neben weiteren:
- Ärzte und Apotheker,
- Architekten,
- Steuerberater und Wirtschaftsprüfer
- sowie Rechtsanwälte und Notare.
Hundehalter wiederum müssen für bestimmte Rassen und Größen eine Hundehaftpflichtversicherung abschließen. In sechs Bundesländern, darunter Hamburg, Niedersachsen und Thüringen, gilt dies sogar für alle Hunde. Schlussendlich ist die Jagdhaftpflichtversicherung als bundesweit obligatorische Police für Jäger bekannt.
Versicherungen, die in vielen Fällen sinnvoll sind
Daneben gibt es Versicherungen, die zwar nicht verpflichtend sind. Allerdings leisten sie einen enormen Mehrwert und können Existenzen retten, weshalb sie von vielen Experten dringend angeraten werden.
Die Haftpflichtversicherung
Hierzu gehört die private Haftpflichtversicherung. Sie sichert Personen-, Sach- und Vermögensschäden ab, die durch unvorsichtiges und leichtsinniges Handeln des Vertragsnehmers verursacht werden. Nur, wenn Absicht hinter der Handlung steht, fallen die Zahlungen aus.
Die private Haftpflichtversicherung ist deshalb so zentral, da in einigen Fällen durch einen kurzen unachtsamen Moment Kosten verursacht werden können, die im fünf-, sechs- oder sogar siebenstelligen Bereich liegen. Für die meisten Durchschnittsverbraucher würde dies eine Bürde für Jahrzehnte oder sogar das ganze Leben bedeuten, die sich mit der Police durch einen in Relation äußerst geringen monetären Aufwand vermeiden lässt.
Die Auslandskrankenversicherung
Wer viel reist, sollte in jedem Fall über eine Auslandskrankenversicherung nachdenken. Nicht alle Kosten für medizinische Behandlungen in anderen Staaten werden von der inländischen Krankenversicherung übernommen.
Je nachdem, welches gesundheitliche Problem entsteht, können die finanziellen Aufwendungen, beispielsweise für eine dringend notwendige Operation, beträchtlich sein. Wer eine solche Versicherung abschließt, sollte zunächst überprüfen, ob und welche medizinischen Behandlungen im jeweiligen Land von der Standard-Krankenversicherung gedeckt werden. Die Auslandspolice sollte die optimale und vollständige Ergänzung darstellen.
Versicherungen rund um die Wohnung oder das Eigenheim
Viele Menschen haben den Wunsch nach einer eigenen Wohnung oder einem Eigenheim. Abseits der Finanzierung des Objekts selbst ist der Kauf der Einrichtung oftmals mit nicht geringen Aufwendungen verbunden. Daher empfehlen Experten, diese Bereiche ebenfalls bestmöglich abzusichern:
- Mit einer Wohngebäudeversicherung decken Hausbesitzer mögliche Schäden an ihrem Eigenheim durch Feuer, Sturm und Hagel ab.
- Eine Elementarschadenversicherung wiederum greift zusätzlich bei Hochwasser und Erdrutschen. Letztere ist besonders in Gebieten sinnvoll, die von solchen Naturereignissen bedroht sind. Aufgrund des Mehrwertes dieser Art der Police und der zunehmenden Gefahr von Naturkatastrophen wird mittlerweile diskutiert, ob sie Pflicht werden sollte.
- Die Einrichtung der Wohnung oder des Eigenheims lässt sich durch eine Hausratsversicherung abdecken.
Dies ist immer sinnvoll, da durch ein Feuer oder einen Wasserschaden schnell Summen zusammenkommen, die den Durchschnittsverbraucher an seine wirtschaftlichen Grenzen bringen. Wichtig ist, besonders wertvolle Gegenstände bei Vertragsabschluss anzugeben. So können zwar die Kosten für die Versicherung steigen, gleichzeitig geht der Besitzer jedoch sicher, dass diese Teile des Hausrats durch die Police abdeckt werden.
Weitere meist sinnvolle Versicherungen
Hinzu kommen einige von Experten empfohlene Versicherungen, die den Vertragsnehmer und teils seine Familie vor Konsequenzen von drastischen Schicksalsschlägen absichern. Hierzu zählt die Berufsunfähigkeitsversicherung, die einspringt, wenn die bisherige Tätigkeit aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls nicht mehr ausgeübt werden kann. Je früher eine solche Police abgeschlossen wird, desto niedriger sind die Beiträge.
Ebenfalls in die Kategorie eines Schutzes vor Schicksalsschlägen zählt die Risikolebensversicherung. Sie zahlt eine vorher bestimmte Summe an die Angehörigen aus, wenn der Vertragsnehmer zu Tode kommen sollte. Damit lässt sich vermeiden, dass die Familie den Lebensstandard aufgrund des Verlustes eines Hauptverdieners nicht halten kann.
Versicherungen, die hinterfragt werden können

Eine Geräteversicherung, beispielsweise für eine Waschmaschine, wird von vielen Experten als eher überflüssig eingestuft. Foto: LIGHTFIELD STUDIOS / Adobe Stock
Andererseits gibt es einige Versicherungen, die zwar in wenigen Fällen hilfreich, für die meisten Verbraucher allerdings eher überflüssig sind:
- Unter anderem gehört hierzu die Sterbegeldversicherung bei einem Abschluss durch Kunden in einem hohen Alter. Laut der Verbraucherzentrale liegen die Auszahlungen gerade bei einer solchen Konstellation meist unter den Aufwendungen.
- Einen ähnlich geringen Mehrwert sieht mancher Experte in einer Glasbruchversicherung.
Zum einen sind verschiedene Schadensgründe wie ein Wohnungsbrand, Hagel oder ein Einbruch oftmals bereits durch eine Hausratsversicherung abgedeckt. Selbst wenn keine Hausratsversicherung bestehen sollte, kann der Vertragsnehmer in diesen Fällen keine Zahlungen erwarten.
Zum anderen zahlt die Glasversicherung nur bei massiven Schäden, Kratzer oder kleinere Schrammen werden nicht ersetzt. Sinnvoll ist eine derartige Police nur dann, wenn der Nehmer teure und hochwertige Glasgegenstände und Einbauten hat.
Eine Geräteversicherung, beispielsweise für eine Waschmaschine oder ein Handy, ist meist überproportional teuer. Zudem wird sie bei vielen Gebrauchsgegenständen durch eine Haftung des Händlers zumindest für die ersten Jahre überflüssig.
Der Mehrwert für den Verbraucher durch eine solche Police ist dementsprechend gering. Ähnlich negativ und wenig vorteilhaft für den Vertragsnehmer werden übrigens Reisegepäckversicherungen von Experten bewertet.
Zusammengefasst
Zu den Pflichtversicherungen in Deutschland gehört allen voran die Krankenversicherung. Ein Großteil der Arbeitnehmer muss außerdem in die Rentenversicherung sowie die Arbeitslosenversicherung einzahlen. Wer ein eigenes Auto zulassen möchte, benötigt eine KFZ-Haftpflichtversicherung. Freiwillig aber meist sehr sinnvoll sind Policen wie eine private Haftpflichtversicherung, eine Hausratsversicherung sowie eine Wohngebäudeversicherung. In die gleiche Kategorie zählen eine Absicherung gegen Berufsunfähigkeit sowie eine Risikolebensversicherung. Nicht selten überflüssig wiederum sind Glasbruchversicherungen, Geräteversicherungen sowie Reisegepäckversicherungen.

Die KFZ-Versicherung ist obligatorisch für jeden Bürger, der ein eigenes Auto zulassen möchte. Foto: Valerii Apetroaiei / Adobe Stock