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Streit um Friedman-Lesung - Literaturhaus-Chef soll gehen
Nach der Ausladung des jüdischen Publizisten Michel Friedman will sich die Stadt Klütz von Literaturhaus-Leiter Oliver Hintz trennen. In einem ersten Schritt wurde er von seinen Aufgaben freigestellt.

Nach knapp einem Jahr trennen sich die Wege von Oliver Hintz (r), als Leiter des Klützer Literaturhauses „Uwe Johnson“, und der Stadt als Trägerin des Hauses wieder.
Foto: Jens Büttner
Nach der Kontroverse um die Ausladung Michel Friedmans von einer geplanten Veranstaltung im Literaturhaus „Uwe Johnson“ will sich die Stadt Klütz von Literaturhaus-Leiter Oliver Hintz trennen. Wie aus einer gemeinsamen Erklärung der Stadtvertretung und des Vorstandes des Fördervereins hervorgeht, wurde Hintz mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben freigestellt. Sein Vertrag soll nicht über das Jahresende hinaus verlängert werden. Darüber sei er bei einem kurzen Treffen ohne Angabe von Gründen informiert worden, sagte Hintz, der erst zu Jahresbeginn sein Amt antrat.
Der Literaturwissenschaftler hatte den jüdischen Publizisten Friedman für das kommende Jahr zu einer Lesung im Rahmen der Hannah-Arendt-Woche im Literaturhaus in Klütz (Nordwestmecklenburg) eingeladen. Die Einladung wurde Hintz zufolge dann aber auf Druck von Bürgermeister Jürgen Mevius (Unabhängige Wählergemeinschaft UWG) zurückgenommen.
Die darauffolgende Debatte um die möglichen Gründe für die Absage - von Kostenfragen bis hin zur Angst vor antisemitischen Protesten - sorgte bundesweit für Aufmerksamkeit. Zu einer Kundgebung in Klütz, zu der die Autorenvereinigung Pen Berlin eingeladen hatte, kamen Ende September rund 500 Menschen. Zu den Rednern gehörte auch Friedmann, der vor Beschränkungen der Freiheit der Kunst warnte.
„Nachhaltig gestörtes Vertrauensverhältnis“
Aufgrund „des nachhaltig gestörten Vertrauensverhältnisses“ sei ein Neustart auf der Leitungsebene des Uwe-Johnson-Hauses notwendig, heißt es nun in dem Schreiben von Stadtvertretung und Förderverein. Die formelle Entscheidung, den bis Jahresende gültigen Vertrag nicht zu erneuern, obliege der Stadtvertretung auf ihrer nächsten Sitzung. Diese findet nach Angaben von Bürgermeister Mevius am 27. Oktober statt. Danach solle entschieden werden, wie es weitergehe. In der Erklärung heißt es: „Unser gemeinsames übergeordnetes Ziel ist es, das Literaturhaus gestärkt und einig für eine weiterhin erfolgreiche Zukunft aufzustellen.“
Mevius betonte nach dem nur wenige Minuten dauernden Treffen mit Hintz, dass allein finanzielle Gründe den Ausschlag für die Absage an Friedmann gegeben hätten. „Die Finanzierung war nicht gesichert. Andere Gründe spielten keine Rolle“, sagte er. Hintz warf er vor, in den sozialen Medien Unwahrheiten verbreitet zu haben. Zudem habe er es versäumt, sachgerecht Fördermittel beim Land beantragt zu haben. Mevius, dessen Agieren sowohl heftige Kritik als auch Zustimmung ausgelöst hatte, kündigte für den 31. Oktober seinen Rücktritt als Bürgermeister.
Hintz: Konzept einer Öffnung des Literaturhauses nicht umsetzbar
Hintz erklärte, dass er den Antrag aufgrund der geänderten Umstände zurückgezogen habe. Eine ganze Reihe geladener Gäste habe ihre Teilnahme an geplanten Veranstaltungen abgesagt. Hintz bedauerte, dass er sein Konzept einer Öffnung des Literaturhauses für ein breiteres, überregionales Publikum nicht habe umsetzen können. „Ich habe das Potenzial des Hauses gesehen und wollte Veranstaltungen mit einer größeren Strahlkraft bieten. Unterschätzt habe ich offensichtlich, dass das niemand gewollt hat“, sagte Hintz.
Das Literaturhaus in Klütz ist die einzige Stätte in Deutschland, die dem Wirken des Literaten Uwe Johnson (1934 - 1984) gewidmet ist. Er gehörte der Gruppe 47 an. Sein Hauptwerk „Jahrestage“ wurde 2000 auch verfilmt.

Nach Streit um die Ausladung Michel Friedmans trennt sich Klütz vom Leiter des Literaturhauses - der Vertrag von Oliver Hintz soll nicht verlängert werden.
Foto: Jens Büttner

Michel Friedman mahnte bei einer Kundgebung in Klütz zu seiner umstrittenen Ausladung von einer Lesung 2026, die Freiheit der Kunst und der Meinung zu respektieren.
Foto: Bernd Wüstneck

Jürgen Mevius, Bürgermeister von Klütz, sah keine Basis mehr für eine weitere Zusammenarbeit mit dem bisherigen Leiter des Literaturhauses „Uwe Johnson“ Oliver Hintz.
Foto: Jens Büttner

Durch die Ausladung des jüdischen Publizisten Michel Friedman bundesweit in den Schlagzeilen: Das Literaturhaus „Uwe Johnson“ in Klütz in Nordwestmecklenburg.
Foto: Jens Büttner