Wie zwei nette Menschen meine Schuhe gerettet haben

Plötzlich standen sie mir in meinem Kellerregal gegenüber, die alten Treter, und ich musste lachen. Ich hatte sie schon beinahe vergessen. Im Sommer hätte ich sie fast verloren. Oder genauer gesagt, ich hatte sie schon verloren, aber wiederbekommen. Zum Glück, sonst hätte ich barfuß radeln müssen. Nun, der Reihe nach.

Als ich im Sommer mit einem Freund auf dem Rad rund um die Nordsee gefahren bin, waren wir, was die Kleidung anbetrifft, eigentlich auf alles vorbereitet. Sogar wasserdichte Gamaschen zum Schutz der Schuhe hatten wir dabei. Weil meine Schuhe im Prinzip wasserdicht sind, habe ich auf die Gamaschen meist verzichtet. Bei leichterem Regen war das kein Problem. Bei dem Sturzregen, in den wir in der Provinz Groningen kamen, lief das Wasser allerdings in die Schuhe hinein. Es goss wie aus Kübeln.

Sind Schuhe erst einmal so nass, trocknen sie so schnell nicht wieder. Mein Kumpel bot mir seine Reserve-Sandalen an, die wirklich nur als Reserve taugten. Ich war ihm dankbar. Also schnallte ich meine Schuhe mit Spanngurten zu dem dort schon verstauten Zelt auf den Gepäckträger und wir fuhren weiter.

Wir radelten durch Appingedam bei Delfzijl, als plötzlich eine Frau neben aus einem langsam fahrenden Kleinbus heraus zu mir rüber griente und ein Paar Schuhe in der Hand hielt. Ich habe das zunächst gar nicht verstanden. Meine Schuhe waren doch sicher auf dem Gepäckträger befestigt. Dachte ich zumindest. Aber bekannt kam mir schon vor, was die Frau mir da zeigte. Und plötzlich machte es klick. Das waren meine Schuhe!

Das Auto hielt. Ich stieg ab, und dabei riss eine Schnalle der Billigsandalen. Die Frau und der dazugehöriger Fahrer kamen zur rechten Zeit. Sie hatten gesehen, wie die offensichtlich schlecht befestigten Schuhe vom Rad purzelten und waren so nett, sie zu nehmen und hinter mir her zu fahren. Wie hilflos und aufgeschmissen man doch ohne nette Menschen wäre!