Eine Kolumne von Christoph Heilscher
Ich habe einen Bekannten, der schickt mir immer wieder Bilder verunstalteter Bäume aus der nördlichen Wesermarsch. Der Mann ist Ästhet und betrachtet einen Baum als eine vollendete Landschaftsskulptur - so wie die Natur ihn geschaffen hat. Mit ausladender Krone, wenn er schon älter ist, von Blüten überzogen im Frühjahr, mit einem grünen Dach im Sommer, gelb oder rot verfärbt im Herbst und wie ein dreidimensionaler Schattenriss im Winter. Ein Kunstwerk.
Schade, dass manche Menschen, Firmen und auch Behörden diesen Kunstwerken der Natur so wenig Respekt entgegenbringen. Da werden Bäume abgeholzt, weil sie Blätter abwerfen, oder neuerdings immer häufiger verstümmelt. Die Technik macht’s möglich.
Seit nicht mehr jeder Ast mit einer Säge heruntergeschnitten werden muss, sondern ein Bagger mit einer speziellen Schere beindicke Äste einfach abkneifen kann, werden immer mehr Bäume ihrer Schönheit beraubt. Prachtvolle Exemplare werden heruntergeschnitten zu einer Art überdimensionalem Garderobenständer.
Büsche treiben wieder aus. Ein Baum mit gekappter Krone bleibt ein Krüppel. Verdient hat er das nicht.

Christoph Heilscher Foto: Arnd Hartmann

Was ist das? Ein Garderobenständer in der Landschaft? Foto: Heilscher