Nordenham

Warum das Plaatwegstadion in Nordenham und ich alte Feinde sind

An meine allerletzte Sportstunde in der Grundschule kann ich mich erinnern, als sei es gestern gewesen. Wir stiefelten im Gänsemarsch von der Südschule zum Plaatwegstadion, und unser Sportlerlehrer verriet uns, dass wir heute etwas ganz Besonderes machen würden.

Unnötig zu erwähnen, dass Sport nicht gerade zu meinen Lieblingsfächern zählte. Meine Sportnote zog mit unschöner Regelmäßigkeit meinen Notendurchschnitt nach unten. In Leichtathletik war ich ein Totalausfall. Die einzige Urkunde, die ich je bei Bundesjugendspielen ergattern konnte, bescherte mir ein winterlicher Wettkampf im Geräteturnen, durch den ich mich leidlich quälte.

Wo nun der Lehrer zum Abschluss unserer Grundschulzeit etwas Besonderes versprach, freute ich mich schon, dass ich nicht hoch springen oder weit werfen müsste, sondern wir vielleicht lediglich ein bisschen kicken würde. Ich hätte wohl seinen Gesichtsausdruck etwas genauer studieren sollen, als er das Besondere ankündigte. Ich hätte gewusst: Der hat etwas völlig anderes im Sinn.

„Wir machen heute einen 5000-Meter-Lauf“, sagte er, als wir den Sportplatz erreicht hatten. Womit er mit „wir“ eigentlich „ihr“ meinte. Denn der Lehrer selbst stand die ganze Seite an der Laufbahn, während wir tapfer auf selbiger trabten.

Um es kurz zu machen: Mit Hängen und Würgen habe ich die 5000 Kilometer irgendwie geschafft, während etliche Mitschüler unterwegs liegenblieben wie bei einer Rallye die Autos mit Motorschäden. Doch auch wenn ich erstaunlicherweise nicht zu denjenigen gehörte, die sich keuchend ins Gras werfen musste, an diesem Tag erklärte ich das Plaatwegstadion zu meinem persönlichen Feind.

Am Donnerstag habe ich diesem Feind in aller Herrgottsfrühe wieder einmal ins Auge gesehen. Mein Lauftraining habe ich letzter Zeit sträflich vernachlässigt, was sich prompt um die Hüften herum bemerkbar macht. Ich musste also dringend wieder ran. Und weil gerade die Knie Probleme bereiten, beschloss ich, nicht wie üblichen am Strand, sondern auf der weicheren Tartan-Bahn am Plaatweg zu laufen.

Es war genau wie bei jener letzten Sportstunde. Ich überstand die fünf Kilometer - zwölfeinhalb Runden der ödesten Sorte - und war danach fix und fertig (was wohl, das sei zu meiner Ehrenrettung gesagt, auch der Hitze geschuldet war). Am Ende war ich, wie damals, ein wenig stolz. Freunde werden wir trotzdem nicht werden, ich und das Plaatwegstadion.

Detlef Glückselig

Redaktionsleiter

Er ist mit Leib und Seele Lokaljournalist. Seit 1984 berichtet er aus der Wesermarsch. Es sind die Menschen und ihre Geschichten, die ihn interessieren. Detlef Glückselig ist der Redaktionsleiter der Kreiszeitung.

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