„DAS hätte ich mal machen sollen...“ Kennen Sie das, wenn man eine vermeintliche Chance links liegen gelassen hat, aus Dösigkeit, aus Angst, as Ignoranz? Und wenn man dann später merkt, dass das wohl dumm war? Mir ist das nur zu vertraut. Noch heute ärgere ich mich zum Beispiel, dass ich vor Jahrzehnten in Berlin nachts so lang tanzend unterwegs war, dass ich am nächsten Tag erst gegen Mittag aufwachte. Dabei hätte ich Karajan die Philharmoniker dirigieren erleben können - wenn ich rechtzeitig zur Matinee am Hintereingang gestanden hätte, wo ein Kumpel, der dort arbeitete, mich reingelassen hätte. Und dann hätte ich gratis gehört, wofür es für Geld schon längst keine Karten mehr gab. Nun ja, ich verschlief es und mein Kumpel war den Job bald los. Eine zweite Chance gab es nicht.
Mein Bruder wiederum nimmt sich Sparsamkeit im falschen Moment übel. Vor ein paar Jahren hätte er, der sich für alte Flugzeuge interessiert, bei einem Flugtag einsteigen können in eine Spitfire für einen kleinen Rundflug. Allerdings sollte das kräftig kosten. So verzichtete er. Und überlegt nun immer, wie es wohl gewesen wäre, wenn er mitgeflogen wäre.
Ein Trost: Manchmal sind Erlebnisse in der Fantasie schöner als in der Realität. Ich hatte es mir immer wunderbar vorgestellt, weitab von Stadt und Lärm in einer Vollmondnacht im Schlafsack draußen zu liegen und die Milchstraße zu bewundern. Als ich den Plan in einem Urlaub umgesetzt habe, war ich nach zwei Stunden von Mücken zerstochen und hatte kräftig Rückenschmerzen. Kein Erfolg also.
So gesehen wäre das mit dem Stehplatz bei der Karajan-Matinee vielleicht auch nicht so toll gewesen. Mir taten damals ja noch die Beine weh vom Tanzen. Und mein Bruder wäre beim Rundflug bestimmt unangenehm durchgeschüttelt worden und hätte Magenprobleme bekommen. Es ist also alles gut so, wie es gekommen ist. Aber den seit Jahren gehegten Traum vom Gleitschirmfliegen - den erfülle ich mir noch. Wird bestimmt herrlich!