Nordenham

Nordenhamer Moscheen und Vereine engagieren sich für Erdbebenopfer

Viele Türken in Nordenham haben Verwandte und Freunde im Erdbebengebiet. Die beiden islamischen Gemeinden berichten von einer enormen Spendenbereitschaft. Unterdessen ist Ahmet Akdogan auf dem Rückweg aus dem Erdbebengebiet.

Mann mit Pick up

Nordenhams stellvertretender Bürgermeister Ahmet Akdogan bringt Spielzeug zu Kindern, die im Erdbebengebiet bei Hatay in Zeltstädten untergebracht sind. Und schon können die Kinder auch in dieser schlimmen Lage wieder lächeln. Foto: privat

Die Zahl der Opfer und Vermissten, die das Erdbeben vom Montag vergangener Woche in der Türkei und Syrien forderte, wird inzwischen mit über 35.000 angegeben. Allein in der Türkei sind 13,5 Millionen Menschen von den Folgen betroffen. Das Unglück hat eine weltweite Spendenwelle ausgelöst. Um der Opfer zu gedenken, bitten die beiden türkischen Moscheegemeinden in Nordenham für kommenden Freitag, 17. Februar, zu einer Gedenkfeier auf dem Nordenhamer Marktplatz.

Mit dem Geld können sie kaufen, was benötigt wird

Am vergangenen Freitag flogen Nordenhams stellvertretender Bürgermeister Ahmet Akdogan und Vadim Schlopko vom Weser-Bildungsverein nach Ankara. Sie hatten Spenden gesammelt und damit Hilfspakete bezahlt. Per Lkw haben sie die Pakete in die Randgebiete der Stadt Hatay gebracht.

Auch die beiden islamischen Gemeinden in Nordenham haben zum Spenden aufgerufen. Innerhalb einer Woche kamen über 27.000 Euro zusammen. Die Frauen der türkischen Gemeinde in Einswarden hatten selbst gebackenen Kuchen verkauft und die Einnahmen weitergegeben. Das Geld wird an islamische Hilfsorganisationen wie Hasene, Kizelay und Afad geleitet. Sie können, so die Gemeinden, am besten einschätzen, was vor Ort benötigt wird. Mustafa Sahin von der islamischen Gemeinde in Einswarden sagt: „Es ist wie bei der Feuerwehr: Löschen kann jeder, aber nur die Feuerwehr weiß, wie es geht.“ Hasene schickte zuletzt 100 Lkw mit Hilfsgütern sowie einen kleinen OP-Container und eine mobile Bäckerei ins Erdbebengebiet. Aktuell werden besonders Sanitäter und Baggerfahrer gesucht.

Viele haben einen Bekannten oder Angehörigen verloren

Mustafa Sahin weiß, dass viele seiner Landsleute ausschließlich das türkische Fernsehprogramm gucken. Dort wird 24 Stunden am Tag über das Erdbeben berichtet. „Den ganzen Tag die Situation in der Türkei zu verfolgen, das verstärkt das Gefühl der Hilflosigkeit. Ich mache mir Sorgen, dass es die Menschen noch mehr belastet.“ Die Frau seines Neffen - sie lebt in Nordenham - hat bei der Katastrophe viele Angehörige verloren. Auch wenn ihre Verwandten ihr Tag und Nacht Unterstützung anbieten, müsse sie den Verlust erst verarbeiten, sagt er.

Noch immer suchen die Bergungskräfte in den Trümmern nach Verschütteten. Die Chance, Menschen zu finden, sinkt täglich. Die Zahl der Vermissten ist groß. Oft ist nicht klar, wer gefunden wurde und in welches Krankenhaus die Geretteten gebracht wurden. Bei Kleinkindern, die nicht sagen können, zu wem sie gehören, ist es schwierig, die Eltern ausfindig zu machen. Mehmet Karabacak, Sprecher der Selimiye-Moschee an der Walther-Rathenau-Straße, sagt, dass viele Familien in Nordenham Angehörige verloren haben. Ein genaues Ausmaß könne er aber noch nicht nennen.

Katar stellt 10.000 Container zur Verfügung

Der Wiederaufbau der Häuser und Straßenzüge im Erdbebengebiet wird mindestens ein Jahr dauern. Ein türkischer Unternehmer und die Turkish Airlines haben bereits angekündigt, jeweils Geld für 1.000 Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Auch Katar hat etwa 14 Millionen gespendet, um Hilfe zu leisten. Die Regierung will 10.000 Container, die ehemals für die Fußballweltmeisterschaft genutzt wurden, in die Türkei bringen. Sie sollen den Menschen als vorübergehende Unterkunft dienen. 300 Container sind bereits eingetroffen. Die türkische Regierung geht davon aus, dass der Wiederaufbau etwa ein Jahr dauern wird.

Ahmet Akdogan und Vadim Schlopko haben von den Spenden in Ankara beim Großhandel Hilfsgüter eingekauft und befüllen die einzelnen Boxen. Jedes Paket enthält Lebensmittel und Hygieneartikel sowie wärmende Decken
Eingestürztes Haus

In der Region um Hatay sind ganze Straßenviertel eingestürzt. Die Hilfsorganisationen suchen seit Tagen nach den Überlebenden der Katastrophe. Foto: Privat

Sabrina Krabbenhoeft

Redakteurin

Sabrina Krabbenhoeft, Jahrgang 1973, studierte Freie Kunst in den Niederlanden, bevor es sie nach Berlin zog. Eine Ausbildung zur Körpertherapeutin folgte. 2019 kehrte sie zurück in den Norden. Ihre Hobbies, Reisen und Schreiben, ließen sie 2022 bei der Nordsee-Zeitung anheuern.

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