Zu meinen engen Freunden gehört Moritz. Moritz und ich teilen viele Vorlieben, unter anderem die für Freundschaft, für frische Luft, für Bewegung, für Natur - auch wenn er die Akzente da anders setzt als ich - und sogar für Zeitungen. Moritz ist ein Hund, ein Deutsch-Drahthaar-Rüde, ein Jagdhund.
Jagdhunde lernen während ihrer Ausbildung zu apportieren. Moritz apportiert quasi alles, wenn man ihn dazu auffordert. Nicht nur Hasen oder Gänse, sondern zum Beispiel auch Zeitungen. Moritz ist gewissermaßen mein Enkelhund. Sein Frauchen und sein Herrchen lesen gerne Zeitung. Und wenn der eine der beiden einen Teil ausgelesen hat, bringt Moritz diese Seiten zu seinem anderen Chef. Und umgekehrt. Das funktioniert zuverlässig. Moritz liefert die Zeitung unzerknittert. Er weiß, wie es geht.
In meinem Leben haben Zeitungen immer eine große Rolle gespielt, nicht nur, weil ich dort mein Geld verdient habe. Mein Vater hatte fast immer eine Zeitung vor Augen, wenn er nicht für eine schrieb. Wir haben uns aus Artikeln vorgelesen, haben darüber diskutiert, haben gelacht, uns gemeinsam geärgert - je nach Artikel, je nach Inhalt. Zeitung stand im Mittelpunkt der Kommunikation. Man könnte wehmütig werden angesichts des schleichenden Bedeutungsverlusts von Zeitungen. Aber Hoffnung blüht bekanntlich im Kleinen. Moritz hat mir Hoffnung gemacht, als er da vor mir saß und mir den Sportteil hinhielt mit dem Bericht über den jüngsten Erfolg der Pinguins. Den habe ich dann gleich gelesen - mit einem inneren Lächeln.

Ein Hund, der die Zeitung zwar wahrscheinlich nicht liest, aber mit Vergnügen bringt: Moritz Foto: Heilscher