Wesermarsch

Im Falkenhorst wird es zu warm: Küken unternehmen gefährlichen Ausflug

Turmfalken gehören an viele Orte - aber nicht in den Graben. Doch genau dort sind jetzt Greifvogelküken in Elsfleth gelandet. Es folgte eine dramatische Rettungsaktion. Wie die ausging, liest sich spannend.

Durchnässt und erschöpft sitzen die vier jungen Turmfalken nach der Rettungsaktion auf der OOWV-Betriebsstelle in Elsfleth im Transportkarton.

Durchnässt und erschöpft sitzen die vier jungen Turmfalken nach der Rettungsaktion auf der OOWV-Betriebsstelle in Elsfleth im Transportkarton. Foto: Oliver Kraatz/Stadt.Land.Grün GmbH

Da sind die ersten Flugversuche gründlich missglückt: Vier junge Turmfalken sind kürzlich in den Ringgraben um die Wassertürme der Betriebsstelle Elsfleth des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbands (OOWV) gefallen. Aus eigener Kraft konnten sich die Jungtiere nicht befreien, aufmerksame OOWV-Mitarbeiter riefen aber Oliver Kraatz von der Stadt.Land.Grün GmbH und den Braker Greifvogel-Fachmann Franz-Otto Müller zur Hilfe.

Nun ist der Turmfalken-Nachwuchs sicher in der Wildtierauffangstation in Rastede untergebracht. Deren Leiter Klaus Meyer sieht gute Chancen für die Jungtiere. „Sie haben gleich selbstständig gefressen“, berichtet er erleichtert.

Küken im Wasser schnell bemerkt und Hilfe organisiert

Mitarbeiter der Betriebsstelle am Nordermoorer Hellmer in Elsfleth hatten die erschöpften und durchnässten Jungtiere entdeckt. Sie schalteten sofort das OOWV-Tochterunternehmen Stadt.Land.Grün ein, das die Liegenschaften des Wasserverbandes pflegt. Dort begleitete Biologe und Landschaftsgärtner Oliver Kraatz die Rettungsaktion. „Die Kollegen haben ihre Anlage gut im Blick und sind schnell auf die Tiere aufmerksam geworden“, lobt Kraatz.

Als Fachmann zog er Franz-Otto Müller hinzu, der als Landschaftswart Eulen und Greifvögel im Landkreis Wesermarsch betreut. Gemeinsam gelang es, vier junge Turmfalken retten. „Für zwei weitere Jungtiere kam leider jede Hilfe zu spät“, erklärt Kraatz.

„Vermutlich ist es den jungen Turmfalken bei den hohen Temperaturen der vergangenen Tage im Horst zu warm geworden“, nimmt Vogelexperte Müller an. Kaum flügge, seien sie bei einem ihrer ersten Ausflüge in den Graben gefallen. Wo genau die Turmfalken genistet haben, ist unklar. „Auf dem Gelände der Betriebsstelle Elsfleth befindet sich zurzeit nach Umbauarbeiten kein Turmfalkenkasten“, erläutert Oliver Kraatz, „es soll aber wieder ein Kasten dort angebracht werden.“

In der Wildtierauffangstation herrscht Hochbetrieb

Vogelfachmann Franz-Otto Müller brachte die vier kleinen Turmfalken auf direktem Wege in die Wildtierauffangstation nach Rastede. Mit knapp 30 weiteren Jungfalken und zahlreichen anderen Vögeln, aber auch exotischen Tieren werden die in Elsfleth geretteten Turmfalken nun aufgepäppelt.

„Im Moment klingelt fast minütlich das Telefon“, sagt Klaus Meyer, der mit seinem vierköpfigen Team im Schichtdienst rotiert, um den Ansturm in der Brut- und Setzzeit aus dem großen Einzugsgebiet der Station zu bewältigen. Über 1.000 Tiere hat die Station dieses Jahr bereits aufgenommen, 2.110 waren es im vergangenen Jahr insgesamt.

Landschaftswart Franz-Otto Müller kann die hohe Zahl der Anfragen für den Landkreis Wesermarsch bestätigen. „Allein heute Morgen habe ich schon drei Anrufe zu hilfsbedürftigen Jungtieren oder verletzten Vögeln erhalten“, berichtet er. Nicht immer kann der Ornithologe helfen.

Im Spätsommer können Falkenkinder zurück in die Freiheit

Für die vier jungen Turmfalken aus der Betriebsstelle Elsfleth ist die Geschichte dank der aufmerksamen OOWV-Mitarbeiter und der Helfer von Stadt.Land.Grün, dem Landkreis Wesermarsch und der Wildtierauffangstation aber gut ausgegangen. Sie erholen sich bestens in der Rasteder Einrichtung. „Wenn es so weitergeht, können wir sie im Spätsommer auswildern“, sagt Stationsleiter Klaus Meyer voraus.

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