Wie jedes Jahr taucht Weihnachten ganz plötzlich auf. Wie jedes Jahr muss man sich von jetzt auf gleich kümmern und Geschenke für Freunde und Familien kaufen. Wie jedes Jahr hat man sich schon im Sommer gesagt: „Wir schenken nur was Kleines“ oder „Diesmal schenken wir uns aber wirklich nichts“ – um dann doch die (schönen) Geschenke zu bekommen oder sogar selbst welche zu verteilen.
Im Geschäft meines Vertrauens fand ich viele bezaubernde Stücke, nicht nur als Geschenke für andere, sondern auch für mich passend. Taschen und Kleidung, die mir gut gefielen. Die spontane Kauffreude wurde verstärkt durch angenehme Prozente, und ich dachte: „Warum eigentlich nicht? Warum nicht mich selbst beschenken?“ Aber dann plötzlich - und das ist neu und nicht wie jedes Jahr - tauchte der Gedanke auf: „Brauchst du das eigentlich wirklich?“ „Nein. Brauchst du nicht“, kam die überraschend schnelle und sichere Antwort aus der Hirnregion. Verbunden mit einem Gefühl von Demut und Dankbarkeit. Es hört sich so pathetisch an, soll es gar nicht! Demut und Dank dafür, dass ich alles habe, was ich brauche. Das ist eine Form von Luxus. Das musste ich erst mal realisieren, um mich dann zu freuen.
„Weniger ist mehr“ scheint auch für den wunderbar großen Weihnachtsbaum auf dem Bahnhofsvorplatz des Nordenhamer Bahnhofs zu gelten. Er ist untenrum frei. Das heißt, dass die Lichterkette nur bis zur Hälfte reicht (von oben herab). Soll das so sein? War die Kette zu kurz, oder ist die untere Kette gestohlen worden? Man kann es auch so sehen: Ab der Hälfte aufwärts gibt’s Licht – wer kann das schon von sich sagen. Auch ist der Baum nicht geschmückt, was mir gut gefällt. Es gilt in meinem Fall das Alles-oder-nichts-Prinzip: Entweder, der Baum wird so geschmückt, dass nichts Grünes mehr zu sehen ist oder eben ganz sparsam. Der Baum an sich ist doch schon so schön, finden Sie nicht? Wie dem auch sei: Hauptsache, Frieden und inneres Leuchten sind da. Frohe Weihnachten, Nordenham!