Die Fotos in meinem Schuhkarton stammen fast ausnahmslos aus den Jahren 1985 bis 2010. Meine Kindheitsbilder kleben in Fotoalben. 2010 kam ich im digitalen Zeitalter an. Fatal. Denn einige dieser Dateien habe ich rigoros gelöscht. Das passiert, wenn ich meine, ich müsste aufräumen. Ob es Datenmengen oder mein Kleiderschrank sind, spielt keine Rolle.
Werfen wir einen Blick hinein ins Archiv: Eine Aufnahme zeigt mich mit meinem Pony Fee im Garten meiner Eltern. Ich habe kurze, dauergewellte Haare. Das ist heute kaum noch vertretbar, damals war es modern. Darunter liegt ein Filmstreifen aus dem Foto-Fix Automaten. Eine Freundin und ich ziehen Grimassen. Von den vier schwarz-weiß Aufnahmen hat jeder zwei bekommen. Wir waren mit dem Bus des Unternehmens Rainbow-Tours über Nacht nach Paris gefahren. Nur für ein Wochenende. Während der Pause auf einer Autobahnraststätte verloren wir einen Fahrgast. Er blieb zu lange im Imbiss sitzen und verpasste die Abfahrt. Das fiel aber erst am nächsten Morgen auf.
Mehrere Bilder zeigen meine geliebten Kaninchen. Schnuffi setzte ich für Spaziergänge in den Kinderwagen. Als Schnuffi verstarb, folgte Puck. Er blieb bei meiner Mutter, als ich anfing zu studieren.
Und dann kommen jede Menge Bilder von wilden Feiern. Bei einer Silvesterparty auf den Dächern von Berlin verwickelten sich zwei meiner Freunde in Paketklebeband. Sie waren betrunken und verbrachten die meiste Zeit des Abends kichernd am Boden. Geht man vom Inhalt des Kartons aus, bin ich nicht älter als 35 Jahre. Dabei ist seitdem jede Menge passiert. Vielleicht drucke ich einige der digitalen Bilder aus und lege sie der Vollständigkeit halber in den Schuhkarton.