Nordenham

Entdeckung im Urlaub: Landgasthöfe versprühen einen besonderen Charme

Traditionelle Landgasthöfe zwingen den Gast auf die ein oder andere Weise, am Leben der Wirte teilzuhaben. Das macht für mich ihren Reiz aus.

Frau Porträt

Ich möchte eine Lanze brechen für den Landgasthof. Diese kleinen Betriebe sind vom Aussterben bedroht. Sie brauchen unsere Unterstützung.

Kennzeichnend für ein Original ist die verschrobene Atmosphäre. Dazu gehört das schmucklose Namensschild über dem Eingang, während weiße Gardinen jede Sicht auf die Innenräume versperren. Die Gaststätten werden von Generation zu Generation weitergegeben. Sie bieten oftmals eine begrenzte Zahl an Zimmern zur Übernachtung an. Die Wirtsleute haben schon alles erlebt und bleiben gegenüber den zunehmenden Ansprüchen ihrer Gäste gelassen.

Während meiner Wanderung im Osnabrücker Land hatte ich mir in einem dieser Höfe ein Zimmer gebucht. Es war ein unauffälliger Bau aus rotem Klinker. Er lag direkt gegenüber eines Lidl-Marktes.

Der Eingang führte durch die Gaststube. Mein Blick fiel auf den Zapfhahn einer ansonsten leeren Kneipe. Nachdem der Wirt meine Daten aufgenommen hatte, ratterte er die Fakten herunter: griechisches Restaurant nebenan, Nachteingang ab 22 Uhr links am Haus, Frühstück zwischen 7 und 9 Uhr, Busverbindungen et cetera. An der Wand hing ein schwarz-weißes Foto seiner Großeltern, die dem Ganzen still zuschauten.

Als mein Gastgeber für einen Moment verschwand, warf ich einen Blick in den Frühstücksraum. Die Tische waren bereits für den Morgen gedeckt. Neben einem der Tische stand ein Klappbett mit einer zurückgeschlagenen Wolldecke. Der Wirt hatte hier wohl gerade noch gelegen. Wie ich später erfuhr, fehlte es an Personal und zum Schlafen blieb wenig Zeit. Nachdem alle Formalien geregelt waren, führte er mich persönlich zu meinem Zimmer. Der Kaffee am Morgen war ausgezeichnet. Vom Klappbett fehlte jede Spur.

Sabrina Krabbenhoeft

Redakteurin

Sabrina Krabbenhoeft, Jahrgang 1973, studierte Freie Kunst in den Niederlanden, bevor es sie nach Berlin zog. Eine Ausbildung zur Körpertherapeutin folgte. 2019 kehrte sie zurück in den Norden. Ihre Hobbies, Reisen und Schreiben, ließen sie 2022 bei der Nordsee-Zeitung anheuern.

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