Nordenham

Das Ei ist hart: Warum Konversation am Frühstückstisch manchmal Glückssache ist

Manche Starts in den Tag sind im Hause Glückselig irgendwie gebraucht. Meine Frau und ich haben uns noch nie am Frühstückstisch über ein zu hartes Ei gestritten. Aber manchmal komme ich mir doch vor wie in einem Sketch von Loriot.

Dienstagmorgen. Wir sind beide noch nicht richtig wach. „Ich hab Rücken“, sage ich, während ich lustlos Frischkäse auf die Oberhälfte eines Aufbackbrötchens streiche. „Ich glaube, die waren zu lange im Ofen. Könnten ein bisschen hart sein“, entgegnet meine Frau. „Alles gut. Die Brötchen sind prima“, antworte ich reflexartig. „Oh je, wie kommt‘s?“, fragt gleich darauf meine Frau. Und meint offenbar meine Rückenschmerzen.

Ich bin gedanklich gerade in ein nebulöses Nirgendwo abgedriftet und habe Schwierigkeiten, in dieser Konversation nicht den Überblick zu verlieren. Es ist, als liefen zwei Filme parallel zueinander ab. „Was jetzt?“, frage ich. „Rücken“, antwortet meine Frau. „Ach so“, antworte ich, „keine Ahnung. Zwickt im Kreuz“.

„Der Buchsbaum muss wohl auch bald raus“, sagt nach einer kurzen Pause meine Frau und startet damit einen dritten Film. Man kann von unserem Frühstückstisch aus in den Vorgarten gucken, was sie gerade tut. Buchsbaum? Jetzt bin ich wirklich kurz vor raus. Ach, richtig, fällt es mir ein. Der böse Zünsler hat sich in unserem Garten breit gemacht und grünen Buchs in braunen verwandelt. Langsam gelingt es mir, wieder den Anschluss an unser Gespräch zu finden. „Ja, nützt wohl nichts“, antworte ich. Und so geht es noch ein nicht zu hartes Ei, einen Becher Kaffee und eine zweite schön knusprige Aufbackbrötchenhälfte lang weiter.

Ist jetzt die Zeit für eine Paartherapie gekommen? Nein, keine Sorge. Über die gründlich vermurkste Frühstückskonversation haben wir herzhaft gelacht - und uns später beim Mittagessen ganz normal unterhalten.

Detlef Glückselig

Redaktionsleiter

Er ist mit Leib und Seele Lokaljournalist. Seit 1984 berichtet er aus der Wesermarsch. Es sind die Menschen und ihre Geschichten, die ihn interessieren. Detlef Glückselig ist der Redaktionsleiter der Kreiszeitung.

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