Fußball
Wagners Pleitenwoche: Warme Kovac-Worte und Protest-Banner
Nach dem mühseligen Dortmunder Arbeitssieg in Augsburg geht es um A- und B-Noten. BVB-Coach Kovac hakt das 1:0 schnell ab. Und FCA-Kollege Wagner? Er stellt sich den Fans, die wüten und applaudieren.
Die Augsburger Fans üben auf Spruchbändern Kritik am Weg der Vereinsführung mit Sandro Wagner.
Foto: David Inderlied
Vor dem eiligen Aufbruch zum Flughafen nahm sich Niko Kovac noch kurz Zeit für ein paar warme Worte an seinen früheren Spieler Sandro Wagner. „Wir haben eine gemeinsame Vergangenheit“, erinnerte der Trainer von Borussia Dortmund an die kurzzeitige Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Fußball-Nationalspieler beim FC Bayern München.
„Er ist jetzt Trainer. Aber ich bin davon überzeugt, dass er die Qualitäten hat, weil das hat er heute auch bewiesen“, sagte Kovac nach dem mühevollen 1:0 (1:0) seines BVB gegen ein Augsburger Bundesliga-Team, das sich immerhin tapfer wehrte. „Ich drücke ihm alle Daumen der Welt für das, was jetzt kommt in der Zukunft. Ich wünsche es ihm und bin auch überzeugt, dass es klappt.“
„Haben 120 Minuten in den Knochen gehabt“
Kovac fiel es am Freitagabend freilich leichter, nur drei Tage nach dem Pokal-Kraftakt bei Eintracht Frankfurt einen Haken unter seine Drei-Siege-Woche zu machen. Ausnahmsweise zählte für ihn nur die A-Note. „Die haben wir bestanden. Wir haben 120 Minuten in den Knochen gehabt.“
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Nachsichtig fuhr der 54-Jährige fort: „Die B-Note war nicht das, was wir können, was wir wollen, was wir auch schon gezeigt haben und irgendwo von uns verlangen.“ Der eng getaktete Spielplan ist herausfordernd. Am Mittwoch steht schon wieder die Champions-League-Prüfung bei Manchester City an.
Drei Niederlagen, kein Punkt, kein Tor
Umgekehrt zu Kovac musste der 37-jährige Wagner nach einer für ihn furchtbaren Woche mit drei Heimniederlagen argumentieren. „Wir wollten punkten, das ist nicht gelungen. Daher sind wir traurig“, sagte Wagner zur A-Note für das Spielergebnis. Und so bemühte auch er die B-Note. „Ich glaube, die Art und Weise war gut“, betonte er den Unterschied zum desaströsen 0:6 gegen RB Leipzig und dem blamablen 0:1 im DFB-Pokal gegen den VfL Bochum.
„Es wurde alles reingeworfen. Und wir haben gegen eins der besten Teams in Deutschland, ein Champions-League-Team, wenig zugelassen“, hob Wagner hervor: „Es waren Sachen dabei, auf die wir aufbauen können.“

Serhou Guirassy sagt „danke“. Der BVB-Stürmer beendet seine Torflaute nach einer Augsburger Slapstick-Aktion.
Foto: Tom Weller
Er hatte den übermütigen Spielstil angepasst, auf mehr Stabilität gesetzt. Unter dem Strich stand aber trotzdem wieder eine Nullnummer bei Punkten und Toren. Und eine Slapstick-Aktion führte zur sechsten Niederlage im neunten Saisonspiel. „Es ist dann einfach blöd, dass wir uns selber anköpfen und ein gegnerischer Topstürmer alleine vor unserer Kiste ist“, sagte Wagner zur unfreiwilligen Hilfestellung beim 0:1 von Serhou Guirassy, der seine Torflaute so beenden konnte. Selbst Kovac sprach von „einer Zufallsaktion“.
Den größten Gesprächswert bildete aber nach der Partie das Augsburger Spannungsfeld. Die aktive Fanszene sieht ihren Verein mit Wagner auf einem Irrweg. Auch wenn es nach dem Schlusspfiff diesmal Applaus statt Pfiffe gab.
Auch Wagner schritt anders als zuletzt vor die Fankurve. „Ich wollte mich stellen und mich natürlich auch bedanken“, erklärte der Coach, der positiv überrascht war vom „krassen Zuspruch“ der Anhänger inmitten der Krise.
Fan-Banner: „Große Worte, keine Taten“ und „Personenkult“
Während des Spiels wurden mehrere Wut-Banner präsentiert, die sich ohne Namensnennung gegen die Vereinsbosse, aber auch Wagner richteten. „Große Worte, keine Taten – wie lange wollt ihr noch warten?“, war zu lesen. „Imagewechsel vollbracht: Von der grauen Maus zur Schießbude.“ Oder auch das: „Personenkult und Marketingwahn – das sind nicht unsere Werte.“

Nach der Niederlage gegen Dortmund bedankt sich Sandro Wagner in der Kurve für die Unterstützung der Fans.
Foto: Tom Weller
Als Wagner vor der Kurve stand, war ihm das gar nicht bewusst. Er habe das während des Spiels nicht mitbekommen. Er äußerte Verständnis: „Das ist ganz normal, wenn die Ergebnisse nicht da sind. Das müssen wir akzeptieren - Punkt.“ Dennoch nannte er die Aktion „schade“. Sie stachelt ihn aber auch an.
„Den gemeinsamen Weg werden wir bis zum letzten Atemzug gehen“, sagte FCA-Verteidiger Keven Schlotterbeck im Stadion kämpferisch. Und Wagner hat auch schon einen Plan, wie er die Stimmung und die sportliche Lage zu kippen gedenkt: „Wie kann man etwas ändern? Arbeiten, arbeiten, arbeiten.“