Bremerhaven

Fußgänger sind keine Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse

Autofahrer oder Radfahrer? Wir alle sind Fußgänger. Doch Bremerhavens Infrastruktur ist sehr auf den motorisierten Verkehr ausgerichtet, alles andere muss sich unterordnen. Nicht zeitgemäß findet das der Verein „Fuß“ und startet eine heitere Aktion.

Passanten überqueren einen Straße.

Viel los an der Fußgängerampel trotz Schietwetter. Foto: Arnd Hartmann

Fußgänger und Radfahrer, Schüler, Studenten, Touristen, Rentner, Gassi-Geher und Menschen, die Einkäufe erledigen wollen. An der Fußgängerampel Kennedybrücke Richtung Hochschule Bremerhaven ist viel Betrieb.

So viel, dass sich die Passanten, Rollerfahrer und Radler auf dem wenigen Platz in die Quere kommen. Auch die Mittelinsel ist viel zu schmal für Frau mit Lastenrad, Hunde und zwei Passanten. Wer nicht rennt, schafft den kompletten Überweg nicht, ohne dass die Ampel auf „Rot“ springt.

Autos sorgen für Lärm und haben freie Fahrt

Die Autos hingegen haben freie Fahrt und sorgen zudem mit Tempo 50 und mehr für enormen Lärm. Sie dürfen oft durchfahren, müssen nur selten oder kurz halten.

Dank Jutta Kerper und ihrem Team vom Verein „Fuß“ wird das Warten diesmal unterhaltsam gestaltet. Trotz des teilweise richtig heftigen Schietwetters munden Ampelmännchen-Kekse und Tee, dazu werden Flyer und Quizfrage gereicht.

Allein 30 Fußgänger zählt Walter Dittrich in der ersten Stunde - trotz Platzregen. Mit der Aktion will der Verein darauf aufmerksam machen, was er ändern möchte: Fußgänger, Rad- oder Rollerfahrer und Autos, der Platz muss gerecht verteilt werden, keiner darf bevorzugt werden.

Lustige Aktion: Wartezeit an der Ampel versüßt

Zum Start der Europäischen Mobilitätswoche haben Mitglieder des Vereins Fuß e.V. an dieser Ampel an der Kennedybrücke eine lustige Aktion ins Leben gerufen.

01:32 min

Dafür gibt es dort viel Zustimmung und einige, so sagt Dittrich, benennen sogar weitere Ampeln oder Wege, die ebenfalls ein Ärgernis sind.

Bei der Radfahrt über die Hafenstraße fühle sie sich mit den parkenden und kreuzenden Autos nie richtig wohl, sagt auch Schülerin Yamira David, die mit ihren Freundinnen an der Ampel wartet.

Die Sonne kommt raus und Bremerhavens Mobilitätsbeauftragte Johanna Lichtenberg schaut vorbei: mit ihrem Mitarbeiter und dem Lastenrad. Sie verteilen in dieser Woche Äpfel an Passanten, die sich umweltfreundlich fortbewegen - und bekommt Zuspruch.

Am Wochenende gehen Aktionen weiter

Am Freitagabend startet eine weitere Aktion der Mobilitätswoche: Zwei Bremerhavener Paare - aus Wulsdorf und dem Kapitänsviertel - bekommen für eine Woche ein ÖPNV-Ticket und ein Lastenrad und verzichten ganz aufs Auto. Am Ende werden sie ihre Erfahrungen schildern.

Weiter geht es mit verschiedenen Radtouren und Demos am Sonnabend. Sonntag heißt es von 10 bis 17 Uhr „Mobilitätstag trifft Sportmeile“.

Dann können Besucher im Schaufenster Fischereihafen nachhaltige Mobilität erleben: Testfahrten auf dem Parcours mit Lastenrädern, Rikschas oder Spezialrädern für Menschen mit Behinderungen, Fahrsimulatoren, Fahrradcodierung, Carsharing, Mitmachaktionen für Klein und Groß und jede Menge Gesprächspartner.

Maike Wessolowski

Reporterin

Maike Wessolowski wurde in Remscheid geboren. Die ausgebildete Reiseverkehrskauffrau und Reporterin lebte und arbeitete in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen, bis sie 2018 in Bremerhaven festmachte. An der Region schätzt sie: Menschen, Maritimes, Möglichkeiten.

0 Kommentare
Newsletter Der KZW-Newsletter
Alle wichtigen Nachrichten und die interessantesten Ereignisse aus der Region täglich direkt in Ihr E-Mail-Postfach. Mit Empfehlung aus der Redaktion.
PASSEND ZUM ARTIKEL

Bremerhaven

Meine Woche

Hafen-Blockade, Rattenalarm und teure Najade

nach Oben