Zeven

Egon Erwin Kisch: Bis heute ein Vorbild für unsere gesamte Zunft

Er war sprachlich brillant, politisch engagiert und prägte die moderne Reportage: Egon Erwin Kisch, bekannt geworden als „rasender Reporter“, ist bis heute einer der bekanntesten deutschsprachigen Journalisten. Und damit ein Vorbild für unsere gesamte Zunft. Heute vor exakt 140 Jahren wurde er geboren. Die ersten literarischen Versuche Kischs datieren noch aus seiner Schulzeit: Um die Jahreswende 1899/1900 veröffentlichte er ein Gedicht in einer Prager Zeitung und unterschrieb es mit Erwin Kisch. Er tat dies, um Unannehmlichkeiten in der Schule zu vermeiden – die Leitung der Nikolander-Schule verbot es ihren Schülern, in der Presse zu publizieren.

Dieser selbstgewählte zweite Vorname Erwin erschien auch auf dem Umschlag des Buchdebüts Kischs – des Gedichtbändchens „Vom Blütenzweig der Jugend“, das mit finanzieller Unterstützung seiner Mutter 1905 in Dresden herausgegeben wurde und das er mit Egon Erwin Kisch unterschrieb. Von diesem Moment an verwandte Kisch in seinem Schaffen immer diesen doppelten Vornamen.

Egon Erwin Kisch schreibt ab Anfang des 20. Jahrhunderts alles auf, was er erlebt. Was er riecht, schmeckt, ertastet. Ein ganzes Reporterleben lang. Als Bürger der österreichisch-ungarischen Monarchie leistet Kisch Militärdienst, dann besucht er in Berlin eine private Journalistenhochschule. Zurück in Prag schreibt er für die deutsche Tageszeitung „Bohemia“ Reportagen aus dem Alltagsleben. Ihm könne eigentlich nichts passieren, behauptet Kisch einmal. „Ich bin ein Deutscher. Ich bin ein Tscheche. Ich bin ein Jud. Ich bin aus gutem Hause. Ich bin Kommunist. Ich bin Corpsbursch. Etwas davon hilft mir immer.“

Als er das niederschreibt, ist er schon lange auf der Flucht. 1933 wollen ihn die Nationalsozialisten inhaftieren, später wird er nach Prag abgeschoben. Dorthin kehrt er nach Aufenthalten in Paris, Madrid, den USA und Mexiko 1946 zurück. Nach zwei Schlaganfällen stirbt Kisch am 31. März 1948, einen Monat vor seinem 63. Geburtstag. Er bleibt im Gedächtnis als das, was er immer war: ein Vorbild für einen demokratischen Journalismus, gegen Fake News und damit für unsere gesamte Zunft.

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