Niedersachsen

Bistum schafft „Erinnerungskultur“ für Missbrauchsopfer

Der Skandal um sexuelle Gewalt von Priestern hat die katholische Kirche in ihren Grundfesten erschüttert. Die Erinnerung an das Leid der Opfer soll im Bistum Osnabrück eine Daueraufgabe sein.

Von dpa
9. Oktober 2025
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Der Osnabrücker Bischof Dominicus Meier will den Schutzprozess für Betroffene von sexueller Gewalt in seinem Bistum weiter verbessern. (Archivbild)

Der Osnabrücker Bischof Dominicus Meier will den Schutzprozess für Betroffene von sexueller Gewalt in seinem Bistum weiter verbessern. (Archivbild)

Foto: Friso Gentsch

Das katholische Bistum Osnabrück will seinen Schutzprozess für die Opfer sexuellen und geistlichen Missbrauchs verbessern. Dabei solle auch das Bewusstsein für das Leid der Opfer und das Gedenken im Bistum mit einer besonderen Erinnerungskultur wachgehalten werden, sagte der Osnabrücker Bischof Dominicus Meier.

Zu den Verbesserungen zähle eine bessere Ausstattung der Ombudsstelle, an die sich Betroffene direkt wenden können, mit Geld und Personal. Das Budget für unbürokratische Direkthilfe solle verstetigt werden. Angekündigt wurde auch, dass ein wissenschaftlicher Referent die Arbeit in der Geschäftsstelle unterstützen werde. Das Büro des Ombudsmannes sei auch räumlich von der Bistumsverwaltung getrennt worden und liege nun in der Osnabrücker Fußgängerzone.

Der seit zwei Jahren tätige Ombudsmann für Betroffene im Bistum, Simon Kampe, sagte, er habe bislang in 26 Fällen aus diesem Fonds Hilfe geleistet. „In jedem Jahr, das ich jetzt im Dienst bin, ist der Fonds jeweils auf 30.000 Euro immer wieder neu aufgefüllt worden“, sagte Kampe.

Schutzprogramm weiter aktualisieren

Das Schutzprogramm solle aktualisiert und fortgeschrieben werden, sagte Bischof Dominicus. Die Aufmerksamkeit für das Thema solle auch in den Gemeinden wachgehalten werden. Er sei froh, dass dazu eine Arbeitsgemeinschaft Erinnerungskultur gegründet worden sei, die daran arbeiten wolle, angemessene Formen des Gedenkens innerhalb der Kirche zu etablieren. Dazu sei November eine Veranstaltung im Osnabrücker Dom geplant.

Inzwischen sei der Umgang mit Beschuldigten und die konsequente Sanktionierung und Kontrolle der Täter im Bistum klarer geregelt, sagte Dominicus. Eine mit überwiegend externen Fachleuten besetzte Arbeitsgemeinschaft sorge für eine sachliche und unabhängige Beurteilung einzelner Fälle, aus juristischer, kirchenrechtlicher und psychologischer Perspektive.

Professionellerer Umgang mit Tätern

Dieses Gremium gebe Empfehlungen zum Umgang mit Beschuldigten und Tätern, an die er sich als Bischof halte, sagte Dominicus. Das sei notwendig, weil er damit von der Gefahr befreit sei, seine verschiedenen Rollen gegenüber dem Priester eines Bistums zu vermischen.

Die frühere niedersächsische Justizministerin Barbara Havliza sagte als Sprecherin der Monitorgruppe, dass die 2021 eingeführte Ordnung des Schutzprozesses in einigen Punkten aufgrund der gemachten Erfahrungen geändert worden sei. Mit der neuen Ordnung sei die Funktion der unabhängigen Beauftragten und des Ombudsmannes dauerhaft etabliert und festgeschrieben. „Wichtig ist dabei vor allen Dingen, dass beide sachlich und fachlich unabhängig arbeiten“, sagte Havliza.

„Schutzprozess hat sich fest etabliert“

Die Erinnerungskultur sei aus Sicht der Monitorgruppe ein fester Bestandteil des Aufarbeitungsprozesses, sagte Havliza. Angemessene Formen des öffentlichen und internen Gedenkens an das Leid der von sexueller Gewalt Betroffenen müssten dauerhaft in der Kirche verankert werden. 

„Der Schutzprozess hat sich im Bistum Osnabrück fest etabliert“, sagte Havliza. „Er steht weder infrage, noch ist irgendwann ein Ende vorgesehen.“ Die Aufarbeitung und die Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt sei zu einer wirklich fest verankerten Aufgabe der Kirche geworden. „Dieser Prozess wird von uns weiter vorangetrieben.“ 

Neue Unabhängige Beauftragte

Seit dem 1. Oktober ist Anne Mülhöfer die neue Unabhängige Beauftragte für den Schutzprozess. Die 47 Jahre alte Theologin und Kirchenrechtlerin war zuletzt im Bistum Rottenburg-Stuttgart als geschäftsführende Referentin in der dortigen unabhängigen Aufarbeitungskommission für sexuellen Missbraucht tätig.

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