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Die Versuche sind zahlreich. Auf dem Handydisplay erscheint eine WhatsApp-Nachricht von der Tochter. Zwar ist die Nummer nicht die bekannte, aber die Tochter schreibt, dass ihr Handy kaputt gegangen sei. Außerdem brauche sie dringend Geld, um eine Rechnung zu begleichen, und fragt, ob ihr die Eltern den Betrag überweisen können. Oder eine SMS von Unbekannt fordert dazu auf, einen Link zu klicken, um ein Paket zu erhalten. In beiden Fällen sollten die Alarmglocken schrillen.
Als Phishing wird der Versand gefälschter Nachrichten bezeichnet. Betrüger versuchen so, an sensible Daten wie Benutzernamen und Passwörter zu kommen. Im Falle der falschen WhatsApp geben sich die Täter gern als Familienmitglieder oder offizielle Stellen wie Bank, Post oder Polizei aus. Der Gesamtschaden durch Phishing lag 2022 in Deutschland bei 8,4 Millionen Euro. In Niedersachsen gab es über 9.000 gemeldete Fälle. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.
Wie sind Betrugsversuche zu erkennen?
Behauptet jemand in éiner Nachricht, er sei Ihr Sohn oder Verwandter, der sich von einer neuen Nummer melde, rufen Sie zuerst die "alte" Nummer ihres Familienangehörigen an. Ist die Nummer nicht erreichbar, versuchen Sie es per Messenger oder Mail. Gegebenenfalls fragen Sie die Person am anderen Ende der Leitung nach persönlichen Details, die nur sie beide wissen können. Fällt die Antwort falsch aus, können Sie ziemlich sicher sein, dass es sich um einen Betrugsversuch handelt.
Offizielle Stellen wie Ihre Bank, die Polizei oder die Post, werden Sie niemals auffordern, die Zugangsdaten zu Ihrem Konto online in ein Formular zu schreiben. Sind Sie sich unsicher, hilft immer der Griff zum Telefon, um bei der jeweiligen Behörde nachzufragen. Soviel Zeit muss sein.
Auch ein Anruf von Interpol ist definitiv ein Betrugsversuch. Am besten legen Sie einfach auf.
Die Betrüger erzeugen gern ein Gefühl von Dringlichkeit: Sie sollen schnell und direkt Geld überweisen, andernfalls drohen Ihnen höhere Kosten oder sogar Strafe. Solche Formulierungen sind ein Warnsignal.
Wie können Sie sich schützen?
Überweisen Sie niemals Geld an Unbekannte.
Geben Sie keine Daten oder Passwörter an unbekannte Chatkontakte heraus.
Haben Sie den Verdacht, dass jemand Sie betrügen will, speichern Sie den Chat und die Telefonnummer, unter der Sie kontaktiert wurden.
Löschen Sie verdächtige E-Mails, ohne einen darin befindlichen Link anzuklicken oder auf Anfragen zu antworten.
Öffnen Sie keine „.exe"- oder „.zip"-Dateien.
Was können Sie tun, wenn Sie auf einen Link geklickt oder Ihre Bankdaten weitergegeben haben?
Rufen Sie sofort Ihre Bank an. Jede Bank verfügt über einen 24-Stunden-Notfallservice, bei dem Sie Ihr Konto und Ihre Kreditkarte sperren lassen können.
Befürchten Sie, dass Malware auf Ihrem Gerät installiert wurde, führen Sie einen Virencheck durch. Anbieter sind zum Beispiel Kaspersky oder Avast. Die Viren-Scanner identifizieren Eindringlinge und verhindern weitere Schäden.
Geben Sie eine Anzeige bei der Polizei auf. Bringen Sie bestenfalls Screenshots des Chatverlaufs und die vom Betrüger verwendete Telefonnumer mit.
Ist bereits Geld vom Konto abgebucht worden, wird die Bank versuchen, es zurückzuholen. Organisierte Banden transferieren das abgezwackte Geld allerdings schnell ins Ausland. Dann ist an dem Verlust meistens nichts mehr zu ändern.
Auf der Seite der Bremerhavener Polizei finden Sie weitere Tipps zu allen Formen der Cyber-Kriminalität.
Jens Ammermann von der Polizeidienststelle Bremerhaven sagt, dass es in ganz Deutschland immer wieder zu Betrugsserien kommt. "Es ist alles dabei: Von falschen Polizisten bis zu Anrufen von vermeintlichen Ämtern bei den Betroffenen. Es gibt keinen Schwerpunkt. Die Hintermänner der Banden sitzen dabei oft im Ausland. Das macht die Ermittlungen enorm schwierig", sagt er.
Vor Kurzem wurde ein Mitarbeiter der Nordsee-Zeitung per SMS dazu aufgefordert, eine Zollgebühr zu zahlen. Der Klick auf den Link hätte wahrscheinlich auf eine Website geführt, die den offiziellen ähnelt. Dort wird dann nach Kontodaten gefragt, die die Betrüger abgreifen.
Auch die Autorin hat einen Betrugsversuch beim Verkauf eines Tablets über Ebay-Kleinanzeigen erlebt. Kaum war das Tablet ins Netz gestellt, meldete sich eine Interessentin. Sie hatte es eilig, überwies das Geld und schickte einen Screenshot als Nachweis. Nur wenige Minuten später landete eine echt wirkende Mail von Ebay im E-Mail-Postfach der Autorin: „Klicken Sie hier, damit Ihnen der Betrag überwiesen werden kann." Um sich vor solchen Maschen zu schützen, gilt: Am besten mit der Ebay „sicher bezahlen"- Funktion den Kauf abschließen. Alles andere ist ein Risiko.

Verlockend, wenn die Ware verkauft ist, will man auch das Geld bekommen. Allerdings ist der Klick auf einen falschen Link mit viel Ärger verbunden. Foto: Krabbenhoeft

Ein Kollege erhielt diese SMS und löschte sie umgehend. Typisch ist, dass der Absender versucht über eine unzustellbare Sendung an die Kontodaten zu gelangen. Foto: Rabbel