Titanic: Ein Restaurant erinnert an eine fatale Jungfernfahrt

110 Jahre ist der Untergang der „Titanic“ her. Am 14. April 1912 kollidierte das Schiff um 23.40 Uhr Ortszeit vor Neufundland mit einem Eisberg und sank wenige Stunden später. Zuvor hatte das Restaurant der 1. Klasse ein Menü in elf Gängen serviert. Acht von diesen Gängen können sich angemeldete Gäste im Restaurant Culinaria in Brake schmecken lassen.

Mit diesem Bild wird Lilo Barghorn das Restaurant zum Titanic-Dinner dekorieren.

Mit diesem Bild wird Lilo Barghorn das Restaurant zum Titanic-Dinner dekorieren. Foto: privat

Axel Müller ist der Koch des Restaurants Culinaria. Er kocht das Titanic-Menü in modernisierter Form nach.

Axel Müller ist der Koch des Restaurants Culinaria. Er kocht das Titanic-Menü in modernisierter Form nach. Foto: Reim

Die Idee, das letzte Abendessen nachkochen zu lassen, hatte schon vor einigen Jahren Axel Müller. Der 50-Jährige ist der Koch des Restaurants, und er lässt sich immer wieder Neues einfallen: Reisen um die Welt in vielen Gängen, Menüs passend zur Krimi-Lesung, Vegetarisches, Fleischiges, Fisch, und alle zwei Monate eine neue Karte. Ein „Titanic-Menü“ wurde schon vor vier Jahren in dem kleinen Restaurant serviert. In den Gasträumen herrscht eine lauschigere Atmosphäre als einst im großen Restaurant des Ozeanriesen. „Der Abend war so toll, dass wir das Dinner nun zum 110. Jahrestag des Untergangs wiederholen“, sagt Lilo Barghorn.

Eine besondere Art der Erinnerung
Der Untergang sorgte für Schlagzeilen. Hier die Titelseite des New York Herald vom 15. April 1912.

Der Untergang sorgte für Schlagzeilen. Hier die Titelseite des New York Herald vom 15. April 1912. Foto: Library of Congress

Axel Müller kümmert sich ums Essen, Lilo Barghorn spricht mit den Gästen, organisiert Veranstaltungen, singt auch selbst ab und zu: So ist die Aufteilung im Culinaria. Die 78-jährige Inhaberin der Gaststätte hat einen Enkel darum gebeten, zur Dekoration am großen Abend ein Bild der „Titanic“ mit Eisberg zu malen. Sie selbst kümmert sich um die Tischdeko und andere Detail, zum Beispiel klassische Servierschürzen für das Personal.

Da verlässt sie sich auf ihre Kreativität, doch beim Kochen überlässt sie das Feld ganz allein Axel Müller. Der will acht von elf Gängen des Titanic-Menüs servieren – modern und eigenständig interpretiert. Er kocht also nicht einfach nur Rezepte nach.

Das letzte Essen, das es am Vorabend des Schiffsuntergangs, in der 1. Klasse gab, ist bekannt. Das Menü wurde eröffnet mit Canapés à l’Amiral mit Garnelen. Die weiteren Gänge: Consommé Olga; pochierter Lachs mit Schaumsauce; Hühnchen Lyonnaise mit Kürbis-Eierbrötchen; gebratenes Lendensteak mit Sauce Forestière; Punch Romaine; gebratenes Täubchen auf Kresse; Spargelsalat mit Champagner-Safran-Vinaigrette; Trüffel-Leberpastete an Salat Waldorf; Eclairs mit Schokolade und französischer Vanillecreme und zum Abschluss frisches Obst und Käse.

Lilo Barghorn ist seit 2014 Inhaberin des Restaurants.

Lilo Barghorn ist seit 2014 Inhaberin des Restaurants. Foto: privat

Ganz schön viel wurde den Passagieren der 1. Klasse auf dem Schiff geboten. Da ist es vermutlich nur klug mit Blick auf heutige Mägen, dass Axel Müller auf drei Gänge verzichtet. Und auch die Zubereitung dürfte leichter ausfallen als damals in der Schiffsküche. Axel Müller interpretiert die Rezepte auf seine eigene Art und Weise.

Lilo Barghorn freut sich auf den Abend, bei dem sich alles nur ums Essen drehen wird. Schließlich soll das Menü 110 Jahre nach dem Unglück keine traurige „Titanic“-Untergangs-Gedenkverstaltung sein, sondern ein leckerer Abend. „Als wir das zum ersten Mal angeboten haben, kam ein Gast in Kapitänsuniform, andere hatten Schwimmflügel mitgebracht oder Gummistiefel dabei“, erinnert Lilo Barghorn sich. Ob das am heutigen Gründonnerstag wieder so sein wird, weiß sie nicht, doch sie ist sicher: Geschmacklich wird es ein tolles Erlebnis.

Anders als der Untergang vor 110 Jahren ist das Menü ohnehin kein Schlusspunkt. Lilo Barghorn und Axel Müller planen schon für den Rest des Jahres – sie die Veranstaltungen, er die Gerichte.

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Ellen Reim
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