Als erster Redner bekräftigte Bürgermeister Henning Fricke sein Votum für ein neues Hallenbad. Zunächst stellte er die Unsicherheit einer Sanierung erneut dar: „Jeder der eine Sanierung eines Badezimmers oder einer Wohnung hinter sich hat, wird jedoch feststellen, dass eine verbindliche Einschätzung vorher nicht möglich ist. Verdeckte Schäden, unerkannte Mängel oder Unwägbarkeiten lassen die Kosten schnell so hoch steigen, dass man hinterher sagt, hätte ich das alles gewusst, dann hätte ich lieber die Finger davon gelassen.“
Unkalkulierbare Risiken
Aufgrund der nicht kalkulierbaren Risiken bleibe für ihn nur die Alternative des Neubaus. Dabei wollte Fricke das Argument der zu hohen Kosten nicht gelten lassen: „Der Unterschied zwischen beiden Varianten, unbeachtet des Sanierungsrisikos, beträgt in den ersten zehn Jahren 1,25 Punkte Samtgemeinde-Umlage oder monetär rund 450.000 Euro pro Jahr. Wobei der Abbruch des vorhandenen Bades mit zusätzlich 900.000 Euro einmalig zu Buche schlägt. Danach relativiert sich die Summe auf rund 50.000Euro pro Jahr, sodass hier auch das Argument der hohen Kosten nicht mehr verfängt. Nicht vergessen darf man, dass dann das frei werdende Grundstück, immerhin rund 10.000 Quadratmeter, von der Stadt Zeven innenstadtnah vermarktet werden kann.“
CDU-Fraktionssprecher Frank Braasch machte dann deutlich, dass seine Fraktion bei der Ablehnung des Neubau-Projektes bleiben werde. Als neues Highlight bezeichnete er das geplante Kultur- und Bildungszentrum am Klostergang. „Aber macht ein einzelnes Highlight die Attraktivität unserer Samtgemeinde aus? Oder ist es vielmehr das Angebot der Samtgemeinde in ihrer Gesamtheit? Politik und Verwaltung sind sich einig, dass man sich neben der Pflicht auch ein wenig Kür leisten sollte. Nicht weil die Samtgemeinde Projekte umsetzen muss, sondern weil manche Projekte einfach gut für die Bürgerinnen und Bürger sind.“ Dazu gehöre neben vielen anderen Einrichtung auch ein Hallenbad.
Bad ist sanierungsfähig
Man könne aber in der Samtgemeinde keine Entscheidung aus dem Kontext heraus als Einzelfall betrachten und ohne Rücksicht auf die Mitgliedsgemeinden treffen. Denn wenn die Mitgliedsgemeinden ihre Leistungsfähigkeit einbüßten, gehe das zu Lasten der Attraktivität der Samtgemeinde, so Braasch. Der Fachplaner habe deutlich gemacht, dass das Bad sanierungsfähig sei. Und für die zu erwartenden schließzeiten werde die Mehrheitsfraktion Ideen entwickeln, versprach der CDU-Sprecher. „Auch wir hätten gern einem Neubau zugestimmt. Aber es geht nicht darum, was hübscher oder einfacher ist. Es geht darum, was wir noch bezahlen können, weil wir vieles andere noch bezahlen müssen.“
WFB-Ratsherr Hans Günter Krauskopf stellte fest, es gehe um eine Investition für die kommenden 50 Jahre. „Zukunft bedeutet aber, sich dem Wandel der Bedürfnisse anpassen zu können. Keiner weiß, was in zehn Jahre benötigt wird, aber bei einem Neubau mit optionalen Erweiterungsmöglichkeiten ist das alles machbar“, so Krauskopf. Es sei klar, dass ein Neubau zunächst zu höheren Kosten führe. „Das allein das Bad zu Umlage- oder Steuererhöhungen führt, ist falsch. Die Summe aller Investitionen der letzten Jahre führt zum finanziellen Problem. Ohne die Menge an Investitionen hätten die einmalige Steuernachzahlung in der Stadt von 14 Millionen und eine überschaubare Kreditaufnahme von 6 bis 7 Millionen für den Neubau bereits ausgereicht.“ Das Kostenargument könne er nicht akzeptieren.
Ragnar Kaesche (Bündnis 90/Die Grünen) warf vor allem die Frage auf, was passiere, wenn das Bad bei einer Sanierung lange geschlossen werden müsse. „Wie schaffen wir es, dauerhaft, regelmäßig und planbar Schwimmzeiten vorzuhalten für die Schulen, die Vereine, die Schwimmkurse, Gesundheitskurse und alle weiteren, die da dran hängen? Wie sorgen wir dafür, dass Schulkinder schwimmen lernen können und nicht, ohne mindestens das Bronzeabzeichen erworben zu haben, in die weiterführenden Schulen entlassen werden? Diese Punkte sind für mich nicht abschließend geklärt.“
Der Sprecher der Grünen verwies auf Warnungen von DLRG und Landeselternrat, die beide die Landesregierung zum Handeln aufgefordert hätten. „Und was machen wir, was macht Zeven? Wir reden nach einer im Grunde 15-monatigen Ausfallzeit für Schwimmunterricht über eine mindestens zweijährige, wahrscheinlich längere Schließzeit des Hallenbads.“ Ragnar Kaesche beantragte schließlich, die Abstimmung über das Bad zu verschieben, um diese Fragen klären zu können – die CDU-Ratsmehrheit lehnte das ab.