Wenn der Lottogewinner anruft

Wenn das Telefon klingelt und sich am anderen Ende jemand meldet, er sei der große Gewinner und habe überhaupt nichts dagegen, mit seiner Geschichte in die Zeitung zu kommen, dann denkt der geneigte Reporter zwar sogleich an Paragraph 1 seiner Grundausbildung von anno Knax: Vorsicht! Gesundes Misstrauen gehört zum Handwerk. Aber Neugierde eben auch. Also nix wie los zum Glückspilz. Mietskaserne, erstes Obergeschoss links - es könnte den Richtigen getroffen haben. Und wie er da steht in der Wohnungstür und übers Gesicht strahlt: Er muss es sein. 107 Millionen Euro!

Er könne sein Glück garnicht fassen, sprudelt es aus dem Mann nur so heraus. Seine Geschichte sei ja schließlich sagenhaft. Er spiele online und zum Beweis legt er das Handy auf dem Tisch und tippt auf den Bildschirm. Da steht sein Kontostand: 42 Millionen. Äh - hat er nicht 107 Millionen gewonnen? Nö, das sei jemand anderes und den würde er ja auch gern mal treffen. Er sei der Gewinner eines Online-Casino-Spiels und die 42 Millionen auch nur virtuell vorhanden. Keinen Cent wert. Im Gegenteil: Das Spiel kostet. Pro Runde. Aber außer ihm hätten nur wenige ein solches Händchen. Na, wenn das so ist: Glückwunsch! Aber diese Geschichte muss jemand anderes schreiben.