Moin

Warum ich ruhig vergessen darf, dass ich mich erinnern wollte

Die Frage einer jungen Kollegin hat unseren Reporter zum Nachdenken gebracht. Übers Erinnern und die Möglichkeit, zu vergessen.

Warum ich ruhig vergessen darf, dass ich mich erinnern wollte

Eine junge Kollegin fragte mich in dieser Woche, ob es wohl eine Möglichkeit gibt, Erinnerungen zu konservieren. Sie hatte sich überlegt, dass man ein schönes Konzert vielleicht dann für immer im Gedächtnis behalten kann, wenn man es sich nur jeden Tag ganz bewusst kurz in Erinnerung ruft.

So spontan fiel mir auf die Frage keine gescheite Antwort ein. Aber jetzt hatte ich ein bisschen Zeit zum Nachdenken. Und die Idee ist ja zweifellos charmant, besonders für Leute meines Alters, die durchaus mehr und mehr dazu neigen, Dinge zu vergessen. Wo hatte ich nochmal gleich meine Brille hingelegt? Irgendwen wolle ich doch anrufen - aber wen?

Nun ist es etwas anders, solche alltäglichen Kleinigkeiten im Kopf zu behalten als sich für immer und ewig an ein schönes Konzert zu erinnern. Das Nachdenken hat jedenfalls ergeben, dass die Antwort auf die Frage meiner Kollegen Nein lauten muss. Aus einem einfachen Grund: Ich fürchte, man vergisst mit der Zeit, dass man sich doch eigentlich täglich an dieses oder jenes Ereignis erinnern wollte - und tut es dann eben nicht, womit der ganze schöne Plan in die Hose gegangen ist.

Das Tröstliche: Ich glaube, nein, ich weiß, dass besondere Ereignisse auch ohne Tricks im Gedächtnis haften bleiben. Mein allererstes großes Konzert (1980 in der Bremer Stadthalle) werde ich ganz sicher nie vergessen. Auch nicht den Moment, als unsere Hündin zum ersten Mal durch einen See geschwommen war, ich stolze wie Bolle am Ufer stand, sie aus dem Wasser kam, sich einmal bis in die Schwanzspitze schüttelte und dann mit flatternden Ohren auf mich zugerannt kam.

Blöderweise funktioniert dieses Haftenbleiben nicht nur mit schönen, sondern auch mit herausragend unschönen Ereignissen. Wenn Sie einen Trick kennen, wie man diese Automatik abstellen kann, dann sein Sie doch bitte so gut und verraten ihn mir.

Detlef Glückselig

Redaktionsleiter

Er ist mit Leib und Seele Lokaljournalist. Seit 1984 berichtet er aus der Wesermarsch. Es sind die Menschen und ihre Geschichten, die ihn interessieren. Detlef Glückselig ist der Redaktionsleiter der Kreiszeitung.

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