Lokalsport Wesermarsch

„Unsere Spieler sind Weltmeister im Prämien aushandeln“

Die Fußball-Nationalmannschaft musste schon am Freitag wieder nach Hause fliegen. Das Ausscheiden bei der Weltmeisterschaft in Katar hat auch bei Fußball-Funktionären und Trainern aus der Wesermarsch für Kopfschütteln gesorgt.

Deutschlands Fußball-Nationalspieler

Genauso enttäuscht wie die Spieler sind die Fußballer aus Nordenham und Brake. Foto: Federico Gambarini

Max-Peter Michel, Vorsitzender des 1. FC Nordenham, fand klare Worte: „Ich bin enttäuscht - vom ganzen Auftreten der Mannschaft. Sie hat ohne Schwung gespielt, ein lustloses Gekicke. Die eine oder andere Entscheidung bei der Aufstellung von Hans-Dieter Flick war überraschend. Wenn man seit Jahren einen Mittelstürmer fordert, und ihn mit Niclas Füllkrug jetzt hat, warum bringt man ihn nicht von Anfang an? Und das sage ich als Fan des Hamburger SV.

„Leroy Sané ein Totalausfall, Zeit von Thomas Müller zu Ende“

Jamal Musiala ist ein super Spieler, aber ihm fehlt noch der Blick für den freien Mann. Leroy Sané war ein Totalausfall, der hat meterhoch über die Latte geschossen. Die Zeit von Thomas Müller ist zu Ende, den kann man mitnehmen, damit er von draußen für Euphorie und Stimmung sorgt. Und die Abwehr! Wir haben keine Außenverteidiger. Die Innenverteidiger haben auch grobe Fehler gemacht. Insgesamt fehlte die Leidenschaft. Aber im Prämien vorher aushandeln sind wir Weltmeister.“

Max-Peter Michel

Max-Peter Michel (1. FC Nordenham) Foto: Rolf Blumenberg

Auch Thorsten Rohde sprach von einer „großen Enttäuschung“. Der Trainer des ESV Nordenham sagte: „An diesem Aus haben wie stark dran gearbeitet. Das ging schon vor der WM los. Vor dem ersten Spiel gegen Japan hätte man sich lieber auf Fußball konzentrieren sollen. Wer in dieser Gruppe nicht weiterkommt, hat es auch nicht verdient. Wir haben gefühlt ohne Abwehr gespielt. Das war wie beim Einkaufen - Tag der offenen Tür.

„Die Tugenden von früher haben wir nicht mehr“

Den Japanern gratuliere ich zum Weiterkommen, sie haben ihr Herz in die Hand genommen. Manche Entscheidung von Hansi Flick war fragwürdig. Die Defensive war eine Katastrophe, und auch die Spieleröffnung war nicht gut. Wir sind meilenweit von der Form früherer Jahre weg. Die Tugenden von früher - hinten dicht und vorne klappt es schon irgendwie - haben wir nicht mehr.“

Thorsten Rohde

Thorsten Rohde (ESV Nordenham) Foto: Dieter Schlack

Der Teammanager des SV Brake, Daniel Drozlik, fand es „ein bisschen traurig“, was passiert ist. „Wir waren wie schon vor vier Jahren nicht in der Lage weiterzukommen - trotz der Qualität im Kader. Diese zeigen sie ja in ihren Vereinen. In der Nationalmannschaft müssen wir uns aktuell mit Mittelmaß zufriedengeben. Für mich ist das eine Mentalitätssache. Wir haben keine homogene, kämpferisch starke Mannschaft. Der letzte Wille, der letzte Biss fehlt. Wir wollen immer Tiki-Taka spielen. Offensiv drücken wir den Ball zwar irgendwie immer rein, aber das Zweikampfverhalten hat Kreisklassenniveau. Wir geben den Gegnern drei, vier Meter Platz. Auch das Umschaltspiel ist Kreisklasse.

„Ich wünsche mir Jürgen Klopp als Trainer für die EM 2024“

Ich als Bayern-Sympathisant sage auch, dass Müller in allen drei Spielen vorne nie Wind gemacht hat. Auf diesem Niveau ist seine Zeit vorbei. Musiala vertändelt den Ball zu oft. Raum spielt vor dem 1:1 gegen Costa Rico einen fatalen Pass. Schlotterbeck war gegen Japan überfordert. Kimmich hat nicht glücklich agiert. Der Gewinner ist Füllkrug. Auch Havertz hat mir gegen Costa Rico gefallen, er hatte Wut im Bauch. Ich würde an Flick festhalten, wünsche mir persönlich zur EM 2024 aber Jürgen Klopp, das Motivationsbiest. Er würde, wie bei der WM 2006, dafür sorgen, dass 82 Millionen Deutsche hinter dem Team stehen.“

Daniel Drozlik

Daniel Drozlik (SV Brake) Foto: privar

Nikola Mihajlov

Reporter

Der gebürtige Viersener ist seit September 2016 Sportredakteur der Kreiszeitung Wesermarsch. Davor war er 14 Jahre freiberuflich für die KZW und die Nordsee-Zeitung aktiv. Vor seinem Volontariat bei der NZ arbeitete Nikola Mihajlov als freier Mitarbeiter bei der Rheinischen Post.

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