Cuxhaven

Die schwere Bergung der Leiche vom Knechtsand – Ist es eine der vermissten Frauen?

Ein grausiger Fund ist auf einer Sandbank vor der Küste des Cuxlands gemacht worden. Ist es die Leiche der vermissten Urlauberin Maren Holzen? Oder die der Cuxhavenerin Heide Howind? Lesen Sie hier, was bislang bekannt ist - und wie die Bergung ablief.

Google Maps Karte von Hoher Knechtsand

Auf der Sandbank „Hoher Knechtsand“ ist eine Leiche gefunden worden. Könnte es sich dabei um die Leiche von Maren Holzen handeln, die seit einem Besuch der Insel Neuwerk am 19. Mai vermisst wird? Oder um die Leiche der Cuxhavenerin Heide Howind (81), die seit Februar verschwunden ist? Das wird jetzt untersucht. Foto: Mapcreator.io | OSM.org

Eine Leiche ist am Montag, 26. Juni, auf der Sandbank „Hoher Knechtsand“ vor Cuxlands Küste gefunden und in einem schwierigen Einsatz geborgen worden. Das bestätigte die Polizeiinspektion Cuxhaven auf Nachfrage der NORDSEE-ZEITUNG.

Die Meldung über den Fund ist am Montag um 15 Uhr bei der Polizei eingegangen. Es war ein anonymer Hinweis. Der Leichnam wurde danach von der DLRG-Ortsgruppe Dorum und mit Hilfe der Berufsfeuerwehr Cuxhaven geborgen.

Angaben zur Identität der Leiche kann die Polizei bisher nicht machen. „Die Maßnahmen zur Identifizierung laufen jetzt“, sagt Pressesprecher Stephan Hertz.

Ist es die vermisste Urlauberin? Oder die vermisste Cuxhavenerin?

Handelt es sich bei dem Fund um die vermisste Maren Holzen? Die Urlauberin aus Braunschweig war nach einem Besuch der Insel Neuwerk am 19. Mai spurlos verschwunden. Oder ist es womöglich die Leiche der Cuxhavenerin Heide Howind? Die 81-Jährige wird seit dem 3. Februar vermisst. Für beide Mutmaßungen gibt es bislang allerdings keinen Beleg.

Vermisste Maren Holzen.

Vermisste Maren Holzen. Foto: Polizei/privat

Wird auch vermisst: Heide Howind.

Wird auch vermisst: Heide Howind. Foto: Polizei/privat

Das Rätsel um den anonymen Finder

Update 16.22 Uhr: Wer hat den Leichnam auf der Sandbank gefunden? Laut Aussage der Polizeiinspektion Cuxhaven gab es einen anonymen Hinweis. Doch wer hätte sich zur Zeit der Meldung um 15 Uhr in der Nähe der Sandbank aufhalten können?

Das Gebiet rund um „Hoher Knechtsand“ ist relativ flach, fällt schnell trocken und ist nicht vertonnt, sagt ein Mitarbeiter der Wasserschutzpolizei Wilhelmshaven auf Nachfrage. „Da muss man sich auskennen und muss genau wissen, wo man da fährt.“

Zwei Stunden vor und nach dem Hochwasser kann man in dem Gebiet segeln, führt er weiter aus. Zwei Stunden vor und nach Niedrigwasser allerdings nicht. Die Leiche wurde um 15 Uhr gemeldet, laut Tidenkalender war Niedrigwasser um 13.13 Uhr. Wer oder welche Personengruppe den Fund gemeldet hat, „kann und darf“ er nicht sagen.

Freiwillige Feuerwehr aus dem Landkreis nicht beteiligt

Update 13:47 Uhr: Die Polizeimeldung der Polizeiinspektion Cuxhaven enthält die Information, die Bergung sei durch die DLRG mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr gemacht worden. Hauke Kahrs, erklärte, dass kein Boot einer Freiwilligen Feuerwehr aus dem Landkreis Cuxhaven an der Bergung beteiligt war. „Dafür war es zu stürmisch, sagt der Pressesprecher der Feuerwehr im Landkreis.

Stattdessen war die Berufsfeuerwehr Cuxhaven im Einsatz, bestätigt Andre Domingues Stehrenberg. „Wir sind angefordert worden, waren mit einem Boot draußen, mussten aber nicht mehr eingreifen. Geborgen hat die DLRG.“

Flaches Wasser, stürmische See: So schwierig war die Bergung

Update 12:41 Uhr: Für den Bereich der Sandbank Hoher Knechtsand ist die Wasserschutzpolizei Wilhelmshaven zuständig. Aufgrund der weiten Entfernung hat sie nach Eingang der Meldung am Montag Amtshilfe für die Bergung der Leiche aus dem Cuxland angefordert.

Der Einsatzwunsch erreichte die DLRG-Ortsgruppe Dorum am Montag gegen 16.40 Uhr über die integrierte Regionalleitstelle Unterweser-Elbe. Der Leichenfund war zuvor per Hubschrauber verifiziert worden, sagt der Ortsgruppenvorsitzende Svante Oehmsen.

Die DLRG hat laut Oehmsen „Motorrettungsboote, mit denen wir noch bei 30 bis 40 Zentimeter Wasserhöhe fahren können“. Die DLRG-Boote konnten also - gestartet in Dorum-Neufeld - sehr nah an die Fundstelle heranfahren. Die letzten 300 Meter mussten von der DLRG-Einsatzkraft und dem Ermittler der Tatortgruppe dennoch zu Fuß zurückgelegt werden.

Polizeihubschrauber aus Hannover angefordert

Nach Absprache mit der Wasserschutzpolizei Wilhelmshaven wurde auch der Polizeihubschrauber „Phoenix“ aus Hannover zur weiteren Luftunterstützung angefordert.

Mit an Bord waren zwei DLRG-Einsatzkräfte der Ortsgruppe Dorum und ein Ermittler der Tatortgruppe der Polizeiinspektion Cuxhaven.

Ein Ermittler der Polizei Cuxhaven war mit an Bord

Der Ermittler hat vor Ort alles dokumentiert, dann wurde die Leiche in einen Leichensack verpackt und gegen 20.30 Uhr an Land gebracht. Dort wurde sie einem Bestatter übergeben.

Die Bergung wurde durch widrige Bedingungen erschwert. „Wir hatten Windstärke fünf bis sechs und Wellengang von 1,5 Metern. Bei zwei Windstärken mehr hätten wir das nicht mehr machen können", sagt Oehmsen.

Zwei Boote der DLRG waren auf See. Auch ein Boot der Berufsfeuerwehr Cuxhaven war mit auf dem Wasser.

Ob es sich bei der Leiche um die vermisste Maren Holzen handeln könnte? DLRG-Sprecher Oehmsen sagt dazu: „Auszuschließen ist das nicht. Tendenziell ist das möglich. Wichtig ist aber der Faktor Zeit. Sie ist schon seit fünf Wochen verschwunden. Da kann man anhand der Strömung keine Aussagen mehr treffen, wo sie heute sein könnte.“

Die Leiche war stark verwest. Der Fund wurde anonym gemeldet.

Update 12:56: Die Leiche ist in einem stark verwesten Zustand aufgefunden worden, sagt Pressesprecher Stephan Hertz von der Polizeiinspektion Cuxhaven. Die Verwesung war weit fortgeschritten, dass nicht erkennbar war, ob es sich um eine Frau oder einen Mann gehandelt hat. Eine Obduktion ist angeregt.

Herrin des Verfahrens ist die Staatsanwaltschaft. Ihr obliegt nun die Entscheidung, ob eine Obduktion angeordnet und die Leiche in die Rechtsmedizin nach Hannover oder Hamburg überführt wird.

Mit Ergebnissen einer Obduktion rechnet Hertz frühestens zum Ende der Woche.

Die Bestätigung des Funds durch die Polizei im Wortlaut

Update 11.58 Uhr: Hier die Pressemeldung der Polizei Cuxhaven, mit der sie die Information über den Fund bestätigte:

"Am gestrigen Montag (26.06.2023) wurde der Polizei gegen 15:00 Uhr das Auffinden eines Leichnams auf der Sandbank "Hoher Knechtsand" im Bereich der Außenweser gemeldet. Mit Hilfe von Kräften der Freiwilligen Feuerwehr und der DLRG wurde der Leichnam geborgen. Die Identität steht derzeit noch nicht fest. Entsprechende Untersuchungen wurden eingeleitet. Ein Zusammenhang mit hiesigen Vermisstenfällen wird geprüft."

Der Hohe Knechtsand hat 2,5 Kilometer Ausdehnung

Die Sandbank „Hoher Knechtsand“ ist ein Hochsand im Zentrum der Knechtsände, einem ausgedehnten Sandbankgebiet vor der Küste des Cuxlandes. Er liegt zwischen den Inseln Mellum im Südwesten und Neuwerk im Nordosten.

Der Hohe Knechtsand misst 2,5 Kilometer in ost-westlicher Richtung und ist zwischen 600 Meter und 1,6 Kilometer breit. Bei Ebbe fallen rund 2,6 Quadratkilometer der Sandbank trocken.

Am Tag des Fundes war Niedrigwasser laut Tidenkalender ungefähr gegen 13 Uhr und Hochwasser gegen 19 Uhr.

Katja Gallas

Reporterin

Katja Gallas ist seit Januar 2022 als Reporterin im Cuxland unterwegs. Nach ihrem Studium der Skandinavistik und Europäischen Ethnologie in Freiburg und dem Master Kultur – Sprache – Medien in Flensburg, volontierte sie bei der NZ und arbeitete als Online-Redakteurin.

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