Eigentlich wollte ich am Altenbrucher Deich nur ein paar Minuten frische Luft schnappen. Doch ich kam nicht weit. Mitten auf dem Weg stand ein Schaf. Es war ein stattliches Exemplar mit einem dichten, wolligen Fell. Mit seinen großen, neugierigen Augen - und einem Blick, der eine gewisse Verschmitztheit verriet - sah das Schaf aus, als wäre es direkt aus einem Kinderbuch entsprungen. Und das Tier hatte eindeutig eine Mission. Es stand mitten auf dem Weg, starrte mich an und blökte einmal laut, als wollte er sagen: „Hier kommst du nicht vorbei!“
Sobald ich mich nach rechts oder links bewegte, machte auch das Schaf einen Schritt zur Seite und blockierte erneut meinen Weg. Es war, als hätte das Schaf beschlossen, dass dieser Weg ihm gehörte. Mit einem lauten „Mähhh“ machte das Schaf seine Position noch einmal deutlich. Ich beschloss, mich auf das Spiel einzulassen und blökte zurück. Zu meiner Überraschung schien dem Schaf das zu gefallen. Es blökte erneut, diesmal etwas leiser – wich aber kein Stück zurück. Ich musste lachen. Ein Schaf als Torwächter – das hatte ich bisher nicht erlebt.
Nach einigen Versuchen entschied ich mich, meinen Spaziergang in die andere Richtung fortzusetzen. Das Schaf schien zufrieden. Doch als ich weiterlief, trottete es mir gemächlich hinterher. Wir gingen ein Stück gemeinsam den Deich entlang. Nach einer Weile blökte das Schaf noch einmal, als wolle er sich verabschieden, und trottete dann davon. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Und ich suche seitdem nach dem Kinderbuch, aus dem das Tier entsprungen ist, um zu erfahren, welche Abenteuer es sonst so erlebt….