Wer Hamburg besucht, der sollte mal mit einem der zwölf öffentlich zugänglichen Paternoster fahren. Sie gehörten früher in jedes Kontorhaus meiner Heimatstadt. Ein Paternoster, aus dem lateinischen übersetzt heißt er „Vaterunser“, steht nie still. Wie die Perlen an einem Rosenkranz beim Beten des Vaterunsers drehen sich die Kabinen Tag und Nacht im Kreis, fahren auf der rechten Seite nach oben und auf der linken Seite nach unten. Als Kind war ich fest davon überzeugt, dass diese Kabinen auf dem Kopf stehen, wenn sie nach unten fahren. Als ich später ein Schulpraktikum in einem der alten Kontorhäuser in der Hamburger Innenstadt machte, ergab sich endlich die Gelegenheit das zu überprüfen. Ich sprang nicht in der Etage aus der Kabine, in der mein Schreibtisch stand, sondern blieb einfach stehen. Der Paternoster rumpelte weiter und mir war zugegebenermaßen etwas mulmig. Aber meine Füße blieben auf dem Kabinenboden und ich landete nicht auf dem Kopf. Keine Tür vor der Kabine, immer in Bewegung – ein Paternoster entspricht wohl nicht mehr den heutigen Sicherheitsbestimmungen für Aufzüge, aber sie sind ein nostalgisches Stück Hamburger Geschichte und unbedingt einen Besuch wert.