Kennen Sie Goldschakale? Ich bis vor kurzem auch nicht. Aber jetzt hat eins dieser fuchsähnlichen Tiere, die eigentlich in Südosteuropa und Asien beheimatet sind, auf der Insel Sylt für einen Wolfs-Moment gesorgt. Das Tier, das offenbar über den acht Kilometer langen Hindenburgdamm auf die Insel gelangt ist, hat dort fast 80 Schafe gerissen. Der Aufschrei war groß, natürlich, das Entsetzen über den angeblichen Blut-Rausch ebenso. Im Umgang mit Raubtieren, ob es nun der Wolf oder der Schakal ist, spürt man immer wieder, wie entfremdet unser Umgang mit Tieren heute ist. Dass ein Raubtier, das keine Feinde hat (der Mensch darf bei den streng geschützten Tieren in der Regel nicht eingreifen), sich schnell vermehrt und auch Tiere attackiert, die nicht zum Standard-Mahl gehören, ist doch logisch, oder? Zumal wenn das Erbeuten so leicht ist wie bei einer Lämmerherde. Die vielen Wolfsfreunde reagieren auf so viele tote Schafe gerne mal schockiert. Vielleicht weil ihnen plötzlich klar wird, dass Raubtiere doch nicht so goldige Tierchen sind, wie sie es gerne hätten. Solch ein Verhalten ist für Raubtiere übrigens ganz normal, sagen Experten. Schließlich sei das Beutefangen ein Reflex. Dass es nun mal so leicht geworden ist, in unserer naturgeschützten Welt, dafür kann der Insel-Bösewicht ja nichts. Der hat offenbar seine Liebe zu Lamm entdeckt – ähnlich wie die Schönen und Reichen auf Sylt ihre Liebe zu Austern. In List soll er inzwischen weitere 10 Schafe gerissen haben. Das Ministerium hatte den Abschuss des Schakals genehmigt. Aber die Genehmigung wurde auf Antrag von Tierschützern vom Gericht wieder gekippt. Das kommt einem bekannt vor, oder?
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