Am Dienstagnachmittag durfte ich hinter die Kulissen von Nordenhams wohl größtem Krippenspiel gucken. Während die Gottesdienst-Besucher in die Kirche strömten, um an Heiligabend dem Familiengottesdienst beizuwohnen, war im Gemeindehaus, wo die Darsteller derweil warteten, die Aufregung groß. Überall rannten Kinder umher, die nicht nur dem bevorstehenden Auftritt, sondern auch der anschließenden Bescherung entgegenfieberten. Während mein fünfjähriger Sohn bereits als Schaf verkleidet war, optimierte meine zwölfjährige Tochter noch ihre beiden Kostüme, suchte - mithilfe der Pastorin und ihres Vaters - nach Tüchern und Hüten. Sie hatte sowohl die Rolle des kaiserlichen Ausrufers als auch die eines Hirten ergattert. Nebenbei lernte sie ihre Texte auswendig. Alle Achtung, das wäre mir definitiv zu viel Stress gewesen. Dann läuteten die Kirchenglocken - für die Krippenspieler wurde es ernst. Schnurstracks gingen die mitspielenden Mädchen und Jungen in Richtung Altar, vorbei an Eltern, Großeltern und Geschwistern. So viel Publikum! Die Aufführung selbst rief dann erstaunlich reibungslos ab. Meine Zwölfjährige erledigte ihren Job als Ausrufer mit Bravour, sprach klar und deutlich. Auch den Hirten spielte sie überzeugend. Mein Sohn glänzte wiederum als Schaf. Sein „Mäh“ trug er mit so viel Inbrunst vor, dass ich fast glaubte, in Butjadingen auf einem von Trippelwalzen gepflegten Deich zu stehen. Bravissimo! Ich bin mir ziemlich sicher, dass an diesem Tag nicht nur der Heiland, sondern auch zwei Schauspielstars geboren wurden.
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