Ich bin Mitte 2019 wieder nach Nordenham gezogen. Wieder, weil ich hier geboren bin.
Gerade in meiner Kindheit habe ich viel Zeit am Strand verbracht. Den gibt es schon seit 1928, also weit vor meiner Zeit. Wer herkam, schwamm in der Weser, fühlte sich wie im Urlaub und blieb vielleicht bis zum Abend, um ein Open-Air-Konzert zu genießen.
Irgendwann wurde ein Schwimmbecken, als Alternative zur Gezeitenabhängigkeit, angelegt. Später wurde es zur einzigen Bademöglichkeit. Das Weserufer war aufgrund des Schlicks zu einem gefährlichen Bereich geworden.

Was waren das für schöne Tage: Am Strand war immer etwas los. Das Foto stammt aus dem Album meiner Eltern. Foto: privat
Mit 14 Jahren hatte ich ein Pflegepony mit Namen „Fee“. Im Sommer ritt ich mit ihr von der Reithalle am Bauernweg quer durch die Stadt zum Fluss und galoppierte durch die Dünen. Ich war ein Cowboy, der Strand ein magischer Ort.
Mit Freunden hielt ich mich regelmäßig an der ehemaligen Herberge auf, um Leute von sonst wo kennenzulernen. Nordenham zog Touristen an. Meine beste Freundin und ich verliebten uns in einen Jungen. Bis wir herausfanden, dass „er“ Sandra hieß. Heutzutage würde man daraus kein Problem mehr machen, es einfach unter Gendergeschichten ablegen und fertig. Wir waren damals völlig schockiert und mussten unser Gefühl loswerden, weil es nicht zum „Objekt“ passte. Die Zeiten ändern sich.
In Großensiel beginnt noch immer der Deich- unendliche Weiten, Schafsköttel und ein paar hingestreute Bänke mit Blick auf die Weser. Manchmal werde ich melancholisch, wenn ich mich an die schöne Stadt am Meer, was sie für mich war, erinnere. Aber jammern hilft nichts. Was nicht mehr ist, kann mit den richtigen Entscheidungen alles wieder werden.