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Angst um das Nordenhamer Kino: Geht wieder häufiger hin!

Kürzlich war ich im Nordenhamer Kino. Vier Leute verloren sich im Saal. Das hat mich beunruhigt. Mein Plan: Wieder öfter hingehen. Ich hänge an dem Laden.

Angst um das Nordenhamer Kino: Geht wieder häufiger hin!

MTV war noch gar nicht auf Sendung, da konstatierte ein Pop-Song: „Video killed the Radio Star.“ Nun, 44 Jahre später guckt kein Mensch mehr Musikvideos, und das Radio ist immer noch da - mal gut, mal gaga, aber das ist ein anderer Song.

Wie oft ist auch die gute alte Schallplatte schon zu Grabe getragen worden? Erst kam die CD, knisterfrei und steril. High-End-Fans, die für einen Meter Lautsprecherkabel mehrere hundert Euro ausgeben, spitzten die Ohren und freuten sich wie Bolle, wenn sie hörten, wie Eric Clapton bei seinem MTV-unplugged-Konzert die Noten umblättert. Die Schallplatte tauchte kurz unter, war dann wieder da. Sie schüttelte sich einmal, als sich Musik plötzlich streamen ließ, und feierte dann ein gigantisches Comeback. Derweil CDs zum Nischenprodukt degradiert sind.

Das zeigen Radio und Schallplatte: Totgesagte leben länger. Aber gilt das auch fürs Kino? Vielleicht gilt es für die großen Kinoketten, die mehr Geld mit Cola und Popcorn verdienen als mit dem Film. Aber was ist mit den kleinen Kinos in den kleinen Städten?

Riesiger Saal mit vier Besuchern

Kürzlich haben wir uns im Filmpalast in Nordenham in der Mittwochs-Programmkino-Reihe „Der Gesang der Flußkrebse“ angesehen. Ein toller Film, fanden wir und die beiden anderen Zuschauer, die an diesem Abend ins Kino gekommen waren. Ein riesiger Saal, in dem sich ein vierköpfiges Publikum verliert - so sehr ich den Film genossen habe, so sehr hat mich dieses Bild beunruhigt.

Als Kind durfte ich sonntags nachmittags ins Kino, wenn die Monsterfilme liefen. Wir kauften an der Kasse für 10 Pfennig Karamellbonbons - nicht um sie zu essen, sondern als Wurfgeschosse; so war das damals. Meine ersten James-Bond-Filme habe ich im Metropol, wie der Filmpalast früher hieß, gesehen. Mit „Star Wars“ war es genau so. Viele, viele weitere Filme folgten.

Was ich damit sagen will: Ich hänge an diesem Kino. Daran gemessen gehe ich selbst viel zu selten hin. Aber ich habe mir vorgenommen, das zu ändern. Einerseits, weil es etwas anderes ist, einen Film auf Netflix zu gucken, als im Kino zu sitzen und gespannt darauf zu warten, dass das Licht ausgeht. Genauso wie ich es ziemlich witzlos finde, mir Konzerte auf DVD anzusehen, kann die Atmosphäre im Kino, besonders in einem kleinen, alten Kino, kein Streaming-Dienst ersetzen.

Und ich werde auch wieder öfter in den Filmpalast gehen, weil ich möchte, dass dieses Kino überlebt. Möchten Sie das auch? Prima, dann sehen wir uns ja vielleicht.

Detlef Glückselig.

Detlef Glückselig. Foto: Arnd Hartmann

Detlef Glückselig

Redaktionsleiter

Er ist mit Leib und Seele Lokaljournalist. Seit 1984 berichtet er aus der Wesermarsch. Es sind die Menschen und ihre Geschichten, die ihn interessieren. Detlef Glückselig ist der Redaktionsleiter der Kreiszeitung.

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