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Diese Gefahren stecken hinter den Supermarkt-Apps

Ob Edeka, Lidl, oder Aldi - sie alle bieten Kunden ihre eigene App an. Rabatte und Prämien sollen zum Einkauf locken. Was steckt hinter den Supermarkt-Apps? Patrick Paschke von der Verbraucherzentrale Niedersachsen klärt über Gefahren auf.

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Mit Rabatten und Prämien locken viele Supermärkte für ihre eigenen Apps. Aber auch beim Premiumsparmodell Payback können Kunden Vorteile sichern. Doch die Angebote haben auch ihre Schattenseiten, wie Patrick Paschke von der Verbraucherzentrale Niedersachsen erklärt. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Was sind Supermarkt-Apps und wie funktionieren sie? Zahlreiche Supermärkte werben mittlerweile mit eigenen Apps, mit denen die Kunden bezahlen können. „Grundsätzlich sollte man zwischen den verschiedenen Apps beziehungsweise Programmen unterscheiden“, sagt Paschke. Auf der einen Seite gibt es das sogenannte Prämiensparmodell. Dieses benutzen Anbieter wie beispielsweise Payback. Mit jedem Einkauf erhalten Kunden Treuepunkte und sammeln sich so mit der Zeit einen gewissen Betrag an. „Diese Punkte können dann irgendwann gegen Prämien eingetauscht werden, wie zum Beispiel Toaster oder Besteck“, hält der Experte fest. „Auf der anderen Seite gibt es Programme, die auf zeitlich begrenzte Angebote und/oder Dienstleistungen setzen. Das wäre zum Beispiel die Ikea-Family-Kard oder die Lidl-Plus-App.“

Welche Vorteile haben die Supermarkt-Apps? „Die Vorteile sind natürlich rein subjektiv, und jeder muss für sich selbst wissen, ob er derartige Apps nutzen möchte oder nicht“, betont Paschke. Die Apps könnten jedoch durchaus von Vorteil sein. Profitieren kann unter anderem der klassische Sammler-Typ, der gerne Punkte ohne großen Aufwand neben seinem Einkauf sammeln möchte. „Der wird sicherlich seinen Spaß mit dem Premium-Spar-Model haben, vor allem, wenn er sich danach mit einer Prämie belohnen kann“, meint Paschke. Auf der anderen Seite kommen die Schnäppchenjäger auf ihre Kosten. „Bei konstanter Nutzung kann man durchaus Kosten beim Einkaufen sparen“, sagt der Experte. „So entsteht das befriedigende Gefühl der Kostenersparnis.“

Ein Blick darauf, was man durch die Apps von sich preisgibt

Welche Gefahren stecken hinter den Supermarkt-Apps? Neben all den Vorteilen haben die Apps aber auch Nachteile. „Klar macht das Punkte-Sammeln Spaß und auch Kostenersparnisse sind möglich. Jedoch fördern alle Apps das Konsumverhalten der Verbraucher. Kunden können somit sehr leicht in ein viel stärkeres Konsumverhalten rutschen“, betont der Verbraucherberater. Besonders in Zeiten der gestiegenen Preise kann das zum Problem werden.

„Die größte Gefahr ist allerdings der datenschutzrechtliche Hintergrund“, hält er fest. „Die meisten Verbraucher laden sich eine entsprechende App herunter, starten die App, setzen alle Häkchen, akzeptieren alles und fangen dann an, die App zu benutzen.“ Kaum jemand lese sich vorab die Datenschutzhinweise durch oder beschäftige sich mit den Zugriffsberechtigungen der jeweiligen App, ergänzt er. Das habe zur Folge, dass vielen gar nicht bewusst sei, wie viel sie über die eigene Person und über ihr Konsumverhalten preisgeben würden.

Die Konsequenz: Durch das „Tracking“ werden detaillierte Verbraucheprofile erstellt. „So kann unter anderem genau nachvollzogen werden, wann Sie gerne einkaufen, wo Sie gerne einkaufen und vor allem, welche Produkte Sie gerne einkaufen“, betont der Verbraucherberater. „Dafür sind diese Apps perfekt. Sie ziehen die Sachen übers Laufband an der Kasse vorbei - und jeder weiß, was Sie einkaufen.“

Gepaart mit den vorher angegebenen persönlichen Informationen wie etwa Name, Vorname, Adresse geben Kunden enorm viele Daten preis.

„In einigen Fällen werden diese Informationen dann an Dritte weitergegeben. Dies kann dazu führen, dass Sie unter anderem Werbung zugeschickt bekommen, die sie gar nicht haben möchten. Egal ob postalisch oder per E-Mail“, warnt der Verbraucherberater. Doch es kann auch Schlimmeres mit den Informationen passieren: „Selten, aber möglich, rutschen Ihre Daten in den illegalen Datenhandel. Das ist der Worst Case und unter anderem auch ein strafrechtlicher Tatbestand, bei dem man sofort handeln sollte“, rät er.

„Notwendig ist ein Blick in die Datenschutzhinweise“

Welche Vorkehrungen und Einstellungsmöglichkeiten kann ich vornehmen? Vor der Entscheidung für eine jeweilige App sollten sich Interessierte die Bewertungen dazu durchlesen, rät der Experte. Diese können etwa per Google-Suche gefunden werden oder direkt im jeweiligen App-Store.

„Zwingend notwendig ist ein Blick in die Datenschutzhinweise der jeweiligen Apps. Dort steht nämlich ganz genau, welche Daten zu welchem Zweck erhoben und wie diese dann weiterverarbeitet werden“, sagt der Verbraucherberater.

Zudem können Nutzer sehen, welche Zugriffsberechtigungen zwingend notwendig sind und welche optional. „Denn hier gilt der Grundsatz: optionale Zugangsberechtigungen einfach nicht akzeptieren“, betont Paschke. Sollten Kunden die App irgendwann nicht mehr nutzen, rät der Experte, diese von dem jeweiligen Gerät zu deinstallieren. „So gehen Sie sicher, dass es keinen Zugriff mehr auf Ihre Daten gibt“, erklärt er.

„Sollten Sie sich dann immer noch unsicher sein, gibt es die Datenschutzgrundverordnung und ihr Auskunftsrecht.“

Leoni Hentschel
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