Nach den Querelen im Vorstand soll jetzt ein Neuanfang sein. Uwe Mei drückt die Klinke. Der Riegel an der Tür des historischen Waggons schnappt auf. Ein handfestes Knacken verrät es – die Konstruktion arbeitet mechanisch. Die Mahnung „Vorsicht an der Bahnsteigkante“ bekommt hier, am hinteren Gleis auf dem Bahnhof Bederkesa, eine reale Bedeutung: Die Gitterstufen hinauf in den Wagen stehen in deutlichem Abstand zur Plattform. Für Felix und seinen Vater kein Problem. Ein großer Schritt, und die Besucher aus Flögeln können sich umsehen im Nostalgiezug von Erich von Deyn, der nicht nur mit Sitz-, sondern auch mit Barwagen ausgestattet ist. „10 Jahre lang wurden diese Waggons restauriert, jetzt sollen sie im Fahrbetrieb mit genutzt werden“, freut sich Uwe Mei, Vorsitzender des Museumsbahnvereins.
Reger Fahrbetrieb und buntes Programm
Der Fahrbetrieb auf dem Gelände läuft auf Hochtouren. Da pendelt die alte V65 mit rumpelnden Waggons von Beers nach Langen, im bunten Rahmenprogramm poltern chromblinkende Garagenschätzchen der Oldtimer-Freunde Celle und der Setra S8 Hanseat-Bus sowie zahlreiche Oldtimer-Trecker durch Beerster Straßen. Das Handwerksmuseum präsentiert die Kunst alter Berufsstände, die historische Mühle hat die Tore geöffnet und auch der erfolgreiche Ausbau der Zusammenarbeit mit den Fishtown Smokers wird demonstriert – ein Spanferkel brutzelt zur Freude der hungrigen Besucher auf dem Feuer.
Neustart: Miteinander und Flexibilität werden groß geschrieben
Das Fest markiert einen Neustart des Museumsbahnvereins: Die künftige Vereinsarbeit steht unter den Aspekten von Miteinander und Flexibilität. Sagt Uwe Mei. Nach seiner Bestätigung als Vorsitzender und der Wahl von Marc Wulfes und Günter Kaiser als neue Vize-Vorsitzende - Uwe Böye, Katrin Schneider und Gabriele Brandt hatten ihre Ämter niedergelegt, weil man in der Ausrichtung des Vereins unterschiedlicher Auffassung war - will man sich anders aufstellen. „Wir wollen mehr Sonderfahrten anbieten, möglichst immer dann, wenn in der Region Veranstaltungen locken“, sagt Mei. Eine Fahrt nach Stade mit Hafenrundfahrt, nach Cuxhaven mit Schiffsbesichtigungen oder zum Freimarkt nach Bremen - viele Ideen nehmen Form an. Im August gab es eine Krimilesung bei der Museumsbahn, fürs nächste Jahr ist eine solche in der Museumsbahn geplant. Im kommenden Jahr wird man noch nach altem Fahrplan fahren, 2025 will man flexibler sein: „Dann werden wir nicht mehr jeden 1. und 3. Sonntag im Monat fahren, sondern variable Angebote und auch Sonderfahrten starten. Wir möchten auch private Events und Feiern möglich machen, etwa Grünkohlfahrten oder Geburtstage.“ Die Stadt steht der Museumsbahn wohlgesonnen zur Seite. „Die Museumsbahn ist wichtig für und in der Region“, betont Bürgermeisterin Gabi Kasten (CDU). „Wir werden die gute Zusammenarbeit fortsetzen.“ (skw)