Meinung & Analyse

Böllerverbot zu Silvester: Das ist die Meinung unserer Reporter

Silvesterknaller sind ein fester Bestandteil der Tradition, doch die negativen Auswirkungen auf Tiere, Umwelt und Sicherheitskräfte sprechen für ein Böllerverbot, findet Katharina Hopp. Für Jan Iven trifft das Verbot die Falschen.

Silvesterknaller liegen aufgebraucht auf dem Boden.

Überbleibsel aus der Silvesternacht: Zurück bleibt ein Meer aus Müll Foto: Judith Michaelis/dpa

Pro Böllerverbot

„Das haben wir schon immer so gemacht“ - diese Aussage wird häufig in den Raum geworfen, wenn über ein mögliches Böllerverbot debattiert wird. Doch reicht dieser Verweis auf Tradition wirklich aus, um Gegenargumente zu entkräften? Wohl kaum.

Abgesehen davon, dass eine Meinung niemals ein faktenbasiertes Argument widerlegen kann, fällt es vielen schwer, Traditionen aufzugeben. Dabei ist die Leidensgeschichte der Silvesternacht für jeden sichtbar: Haustiere, die sich ängstlich in ihren vier Wänden verkriechen. Verwirrte Vögel oder panische Waldbewohner wissen nicht, wie ihnen geschieht. Für all diese Lebewesen gibt es keinen Grund zur Freude über das bunte Spektakel. Ihr neues Jahr beginnt mit Angst.

Auch die Gewerkschaft der Polizei Berlin setzt sich für ein Böllerverbot ein. Mit einer eigens gestarteten Petition haben sie bereits über eine Million Unterschriften gesammelt. Die Belastung für die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und medizinischem Personal ist in der Silvesternacht hoch. Zudem kommen jedes Jahr Verletzte oder sogar Tote durch Böller hinzu.

Nicht zu vergessen die Umweltverschmutzung. Auch wenn jeder nur eine Rakete zünden würde - der entstandene Müll ist enorm. Im alltäglichen Leben ist es selbstverständlich, seinen Müll nicht auf die Straße zu schmeißen, aber an Silvester spielt das keine Rolle.

Die reine Nostalgie kann diesen gewichtigen Argumenten nicht standhalten. Angesichts der vielen negativen Auswirkungen erscheint ein allgemeines Verbot von Silvesterknallern daher als der sinnvollste Schritt.

Contra Böllerverbot

Eine Million Menschen haben eine Petition für ein Böller-Verbot unterschrieben. Klingt viel, aber im Vergleich zu den vielen Millionen Feiernden, die jedes Silvester knallen, ist das eher wenig. Man könnte es sich also einfach machen und sagen: Die Mehrheit der Deutschen will böllern und ein Verbot wäre politisch gar nicht durchsetzbar.

Um aber auf die Argumente der Verbots-Befürworter einzugehen: Auch wenn manche Medien etwas anderes suggerieren, kaufen und nutzen die allermeisten ihr Feuerwerk völlig legal und gehen verantwortungsvoll damit um. Die meisten zünden ihre Böller erst in der Silvesternacht nach 18 Uhr und greifen keine Einsatzkräfte an. Das ist nur keine Nachricht wert.

Natürlich haben die Notaufnahmen in der Silvesternacht viel zu tun. Allerdings vor allem wegen der vielen Schnapsleichen und nicht wegen abgesprengter Körperteile, auch wenn so etwas leider vereinzelt vorkommt. Wer das medizinische Personal wirklich entlasten möchte, müsste also vielmehr den Alkohol verbieten, und nicht die Böller. Aber wer will das schon? Zugegeben: Böller sind nicht gut für Umwelt und für Tiere. Nur: In einem Industrie- und Autoland wie Deutschland mit einem derartig ungesunden hohen Fleischkonsum und schlechten Bedingungen in der Massentierhaltung ist die Knallerei zu Silvester wirklich nicht das größte Problem.

Letztlich darf man nicht vergessen: Kein Verbot wird verrückte Pyromanen davon abhalten, im Ausland Kugelbomben zu kaufen, selbst herzustellen oder auf Polizisten zu werfen. All das ist nämlich jetzt schon verboten. Ein Verbot würde nur die Mehrheit der Bürger treffen, die Spaß haben möchten und sich an die Gesetze halten. Doch die sind in der Regel gar nicht das Problem.

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