Wände streichen: Ein beliebter Freizeitjob
Das Streichen von Wänden war schon für viele erfahrene Heimwerker eine erste „Einstiegsdroge“. Außerdem ist es eine der wenigen Do-it-yourself-Tätigkeiten (DIY), die keinerlei Unterschiede zwischen Mietern und Eigentümern macht.
Dennoch ist die Arbeit mit Pinsel und Rolle kein von allen gleichermaßen geliebter Freizeitjob. Denn es ist leicht, dabei Fehler zu machen, die hinterher bei sämtlichen Lichtverhältnissen prominent zu sehen sind. Eines steht allerdings fest: Fast jeder kann seine Wände in Perfektion in frische Farbe tauchen, wenn er sich bloß an die folgenden Schritte hält:
1. Beim Material nicht sparsam sein
Dieser Satz lässt sich als goldene Regel des Anstreichens verstehen. Egal, wie gut man es macht, sowohl die Einfachheit des Streichens als auch das Endresultat hängen in weiten Teilen von der Qualität des Materials ab.
- Das Klebeband sollte unbedingt für den Untergrund geeignet sein. Außerdem sollten sowohl Malerkrepp als auch nicht-dehnbares Tape von einem Qualitätshersteller stammen – und jeder Zentimeter muss mit den Fingern ordentlich angedrückt werden.
- Pinsel und Rollen müssen ebenfalls hinsichtlich ihrer Form, Struktur, sowie Haar- bzw. Florlänge zum Untergrund passen. Dabei gilt, je gröber die Wandstruktur, desto länger müssen die Fasern sein. Und: Eine ordentliche große Farbrolle (ohne Griffstück) darf durchaus 15 und mehr Euro kosten.
- Keine falsche Sparsamkeit bei Abstreifgitter und Farbwanne. Hier darf es entweder Blech oder wenigstens sehr stabiler Kunststoff sein – nicht die sich bei der kleinsten Berührung verbiegende und verwindende Billigvariante. Ebenfalls meiden sollte man alte, mit eingetrockneter Farbe verschmutzte Stücke. Sie sorgen garantiert für Farbbrocken in der Rolle, die sich kaum entfernen lassen.
Vor allem das Endergebnis steht und fällt mit der Qualität der eingesetzten Farbe. Auch hier gilt: Vernünftige Wandfarbe darf ruhig etwas kosten, wenn es dafür eine ordentliche Markenqualität gibt. Eine gute Dispersionsfarbe darf pro Liter durchaus 5, 10, 20 oder noch mehr Euro aufrufen. Umso besser ist die Deckkraft und höher die Farbbrillanz.
2. Zur richtigen Zeit streichen
Zugluft, Luftfeuchtigkeit sowie unterschiedlich temperierte Wandflächen können das Ergebnis stark verfälschen. Das ist ein Grund, warum man idealerweise im Frühling oder Herbst streichen sollte. Dann lassen sich am besten die 40 bis 60 Prozent Luftfeuchtigkeit und 18 bis 22°C Raum- und Wandflächentemperatur garantieren.
Ebenfalls sollten die Fenster geschlossen bleiben, damit es nicht durch Zugluft zu einer zu raschen Trocknung kommt.
3. Genügend Platz schaffen
Niemand schleppt gern Möbel durch die Gegend, wenn er es vermeiden kann – besonders, wenn er vielleicht übervolle Schränke leerzuräumen oder zu zerlegen hätte. Dennoch: Um genügend Platz zum Arbeiten zu haben und damit man das Streichresultat ohne störende Schattenwürfe betrachten kann, führt nichts daran vorbei, das Zimmer leerzuräumen. Umso geringer wird überdies die Gefahr für Verschmutzungen durch Farbkleckse.
4. Wände freiräumen, reinigen und abkleben
Ist das Zimmer leer, beginnt die eigentliche Vorarbeit, am besten in folgender Reihenfolge:
- Strom im Raum am Sicherungskasten abschalten.
- Alle Bilder, Vorhänge und sonstigen Dekorationen entfernen.
- Nägel, Schrauben und Dübel sorgfältig entfernen. Letztere notfalls bündig abschneiden.
- Gesamte Wand mit einem Staubwedel oder dem Staubsauger gründlich von Spinnweben und Staub befreien.
- Abdeckrahmen von Steckdosen und Lichtschaltern sowie etwaige Wandleuchten entfernen. Verbliebene Bauteile komplett abkleben.
- Fuß- und etwaige Deckenleisten entweder entfernen oder sorgfältig abkleben.
- Gesamten(!) Fußboden mit Vlies oder Folie auslegen. Unbedingt sorgfältig festkleben, damit es keine Unfallrisiken durch Verrutschen gibt.
- Fenster- und Türrahmen abkleben.
Falls das Licht nicht genügt, dann empfiehlt sich der Einsatz eines neutralweißen, möglichst hellen Bauscheinwerfers.
Wichtig: Das Entfernen von Dübeln gilt natürlich nur für solche Stücke, die nach dem Anstrich nicht mehr benötigt werden.
5. Wände reinigen und vorbereiten
Abstauben allein genügt unter anderem in Raucherhaushalten nicht. Bevor frische Farbe auf die Wand kommt, ist es deshalb nötig, die Wand mit Malerseife oder einem ähnlichen Mittel abzuwaschen und gut durchtrocknen zu lassen.
Wenn auf dem dafür genutzten Lappen/Schwamm Kreidespuren verbleiben, das Wasser ungewöhnlich rasch trocknet oder die Wandoberfläche sehr glatt ist, dann muss im Folgeschritt zunächst eine Grundierung aufgetragen werden.
- Poröse, saugende Oberfläche: Haftgrund
- Auskreidende Oberfläche: Fixative
- Glatte, nicht saugende Oberfläche: Haftprimer
Im Zweifelsfall: Aussagekräftiges Foto schießen und in der Farbabteilung vorzeigen.
Noch bevor diese Primer aufgebracht werden, ist es nötig, alle Löcher zu verspachteln. Für kleinere Öffnungen genügt dazu eine Tube mit fertiger Spachtelmasse. Bitte nicht nur via Spachtel glattstreichen, sondern nach erstem Antrocknen mit einem feuchten Schwamm perfekt an den Untergrund anpassen.
Später noch nötige Dübel können nun mit einem zusammengerollten Stück Küchenkrepp verschlossen werden. Bitte nicht zu weit hineinschieben, damit man es hinterher noch ergreifen kann.
Wichtig: Falls die alte Wand in einem sehr kräftigen Farbton oder einer auffälligen Musterung gehalten wurde und eine sehr günstige Wandfarbe genutzt werden soll, dann kann ein Vor- bzw. Zwischenanstrich nötig werden. Dazu nimmt man am besten ein sattes Weiß.

Abkleben und die restlichen Vorarbeiten mögen ein leidiges Übel sein. Sie sind jedoch ganz zentral für die Qualität des späteren Ergebnisses. Foto: stock.adobe.com © RightFramePhotoVideo
6. Ecken und Ränder streichen
Wenn alles vorbereitet und mindestens 12 Stunden lang durchgetrocknet ist, wird es ernst. Da die großen Malerrollen nicht bis in alle Ecken gelangen, beginnt der Job zunächst damit, alle Wandnischen sowie die Bereiche, in denen Decken und Boden an die Wand stoßen, zu streichen.
Diese Arbeit startet, indem die Farbe im Eimer gründlich durchgerührt wird. Das funktioniert manuell mit einem alten Holzlöffel. Schneller und gründlicher ist allerdings die Verwendung eines Rührgestänges für die Bohrmaschine. Dabei gilt: Lieber mit etwas weniger Drehzahl und dafür länger arbeiten, als unabsichtlich Farbe durch den Raum zu schleudern.
Tipp 1: Um Farbeimerdeckel und Rührer ohne Tropfgefahr zwischenzulagern, bietet sich ein bereitstehender großer Putzeimer an.
Tipp 2: Das Kleingedruckte auf dem Farbeimer genau durchlesen. Die meisten Dispersionsfarben sind nach dem Durchrühren einsatzbereit. Falls nicht, dürfen sie mit maximal 10 Prozent Leitungswasser verdünnt werden.
Was das Streichen der Ränder anbelangt, eignen sich dafür zwar auch Pinsel. Um allerdings als Laie einen gleichmäßig dicken Farbauftrag zu gewährleisten, ist ein Eck(en)roller mit vergleichbarer Florlänge das bessere Werkzeug.
Wichtig: Bitte von nun an zügig durcharbeiten. Alle Abklebebänder müssen zur Vermeidung von Farb-Abplatzern entfernt werden, bevor die frische Farbe gänzlich durchgetrocknet ist.
7. Wandflächen streichen
Sind die Kanten fertig, geht es nahtlos mit den eigentlichen Wandflächen weiter. Dabei gelten vier Grundregeln:
- Immer in einer Ecke dicht an der wichtigsten Naturlichtquelle des Raumes beginnen und von dort aus von der Lichtquelle weg streichen.
- Mit der Farbrolle stets senkrecht arbeiten. Eine frisch eingefärbte Rolle immer in der Wandmitte ansetzen und von dort nach oben und unten weg arbeiten.
- Niemals die Farbstreifen „auf Stoß“ streichen, sondern stets einige Zentimeter überlappend nass-in-nass arbeiten.
- Nach vier gestrichenen Bahnen nochmals mit der Rolle über die Fläche gehen. Sie muss dafür nicht erneut in die Farbe getaucht werden.
Wer mit einem Abstreifgitter aus dem Eimer arbeitet, muss die Rolle nur fingerbreit eintauchen. Danach mehrmals über das Abstreifgitter rollen, bis das Werkzeug rundherum mit Farbe bedeckt ist. Nach einigen Durchgängen ist die Rolle gründlich durchgesaugt, dann geht es schneller.
Auf diese Weise lassen sich Flecken und hässliche Streifen problemlos vermeiden. Wichtig ist, wie gesagt, nur ein möglichst rasches Durcharbeiten. Bei größeren Räumen ab 20 Quadratmeter kann es deshalb hilfreich sein, zu zweit zu streichen.
8. Abklebebänder zeitnah entfernen
Durch das Anstreichen wird die Farbe die Wand und das Klebeband gleichermaßen bedecken. Vergeht zu viel Zeit, trocknet die Farbe deshalb zu einer geschlossenen Schicht. Zieht man erst dann das Tape ab, drohen unkontrollierbare Abplatzer.
Sobald die Wände fertig sind und alles gut deckt, sollten deshalb rasch die Bänder abgezogen werden. Das geschieht ganz vorsichtig. Das Tape sollte ungefähr im 45-Grad-Winkel von der Wand abstehen. Eine Hand ergreift es dicht an der Wand und zieht wenige Zentimeter ab, bevor die andere Hand das Band zusammenknüllt und man wieder nachfassen kann.
Dabei den Blick stets aufs Klebeband richten. Sobald es so aussieht, als würde sich Wandfarbe mit-ablösen, sofort innehalten. Bereits abgezogenes Tape abreißen. Mit einem Cuttermesser vorsichtig entlang des Klebebandes über die Kante fahren und so die feuchte Wandfarbe vom Tape trennen. Dann einen weiteren Abziehversuch starten.
9. Durchtrocknen lassen
Selbst mit der teuersten Wandfarbe kann es sein, dass in der nun folgenden Trocknungsphase Flecken oder Streifen sichtbar werden. Kein Grund zur Panik, das hängt bei Einhalten der genannten Schritte nur mit einer unterschiedlichen Trocknungsdauer zusammen.
Bei normaler Raumtemperatur muss die Wand mindestens 6, besser 12 Stunden durchtrocknen, bevor man sich ein Urteil bilden kann. Falls ein zweiter Anstrich nötig ist, dann zumindest die ganze betreffende Wand streichen – nicht nur punktuell.
10. Etwaige zweite Farbe aufbringen
Die neu gestrichene Wand soll noch einen Zierstreifen oder Ähnliches in einer Kontrastfarbe erhalten? Dann sollte die Farbe wenigstens 12 Stunden Zeit haben, um ordentlich durchzutrocknen.
Für das Abkleben des Streifens nimmt man idealerweise Malerklebeband für Tapeten. Es hat eine besonders niedrige Klebkraft. Dadurch wird das Risiko deutlich reduziert, beim Abziehen die frische Farbe zu beschädigen.
Was die Vorgehensweise anbelangt, gibt es keine größeren Unterschiede. Lediglich sollte die Kante am Klebeband vorgestrichen werden, um sie sozusagen zu versiegeln. Auch das Abziehen des Tapes erfolgt nach dem gleichen Muster, bloß mit noch mehr Vorsicht, damit keine noch feuchte Farbe vom Klebeband auf die Wand gerät.