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Wie Wildtiere die Corona-Pandemie erlebten - Arte zeigt Doku

Wie haben sich die Tiere während der Stille der Corona-Pandemie verhalten? Eine Doku gibt Einblicke. Manche überraschen.

Von Silke Sullivan, dpa
1. Juli 2023
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In Italien erweitern Braunbären aus den Dolomiten während der Corona-Pandemie ihren Bewegungsradius. Eine Szene des Films „Plötzlich Stille - Wildtiere in der Pandemie“.

In Italien erweitern Braunbären aus den Dolomiten während der Corona-Pandemie ihren Bewegungsradius. Eine Szene des Films „Plötzlich Stille - Wildtiere in der Pandemie“.

Foto: Matthias Jim Günther/MDR/inonemedia/Arte/dpa

Für die Wissenschaft war es eine einmalige Chance. Als im Frühjahr 2020 plötzlich Millionen Menschen auf der ganzen Welt wegen der Corona-Pandemie zu Hause bleiben mussten, bot sich Tierforschern ein Szenario, von dem sie zuvor nicht mal zu träumen gewagt hätten: In vielen Ecken der Erde wurde es unglaublich ruhig. Auf einmal war es möglich, in einem bisher ungekannten Ausmaß zu erforschen, wie Wildtiere und Menschen interagieren.

Die Doku „Plötzlich Stille - Wildtiere in der Pandemie“ begleitet Wissenschaftler bei dieser Arbeit - und zeigt teils überraschende Erkenntnisse. Auf Arte läuft der Film am 1. Juli (21.55 Uhr).

Tausende Kollegen hatten vor der Pandemie für ihre jeweilige Forschung Sender an Wildtieren angebracht - „ohne zu wissen, was dann passieren würde“, sagt der Biologe Christian Rutz, der an der St. Andrews Universität in Schottland forscht. Das sei ihnen dann zu Beginn des ersten Lockdowns klar geworden.

Als die Menschen zu Hause saßen, lieferten die Sender Daten - ebenso wie Fotofallen und Videokameras. „So tragisch es auch war, wir stellten fest: Das ist eine Gelegenheit, die wir nicht verpassen durften.“

Mehr als eine Milliarde GPS-Ortungen

Die Idee für eine globale Megastudie zum Verhalten von Wildtieren vor, während und nach dem Lockdown war geboren. Hunderte Forschende auf der ganzen Welt stellten dafür ihre Daten zur Verfügung, mehr als eine Milliarde GPS-Ortungen von etwa 13.000 markierten Tieren kamen zusammen - von kleinen Singvögeln bis zu riesigen Walen.

Bald merkten die Forscher: Es gab Gewinner, aber auch Verlierer des Lockdowns. Braunbären in den Dolomiten etwa wagten sich in dieser Zeit in tieferliegende, besiedelte Gebiete vor. Spitzmaulnashörner liefen in der Serengeti, die sonst von Touristen überfüllt ist, ungewöhnlich weite Strecken - sogar bis über ihr Schutzgebiet hinaus. Andere Tiere gerieten dagegen in Bedrängnis. Pariser Krähen etwa versiegte durch die Abwesenheit des Menschen eine wichtige Futterquelle: Die sonst gut gefüllten Mülleimer der Stadt blieben wochenlang leer.

Film zeigt Einfluss von Menschen auf Ökosysteme

Der Film von Regisseurin Susanne Maria Krauss zeigt eindrücklich, wie stark eine Art - in diesem Fall der Mensch - ganze Ökosysteme steuert. Welchen Druck der Mensch auf die Wildtiere erzeugt, durch seinen Lärm, seine Handlungen, direkt oder indirekt.

Wie nachhaltig das wirkt, sieht man etwa am Verhalten von Rehen in Norditalien. Obwohl die Nachtaktivität vieler Wildtiere, so die Wissenschaft, kein ursächlich natürliches Verhalten ist, sind die Rehe in der kurzen Stille Italiens nicht tagaktiver geworden. Zwei Monate Lockdown haben anscheinend nicht ausgereicht, um diese Angewohnheit abzulegen.

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