Panorama

Projekt Mehrgenerationenhaus: Wenn Familien in der Wesermarsch zusammenrücken

Die Wesermarsch erlebt eine stille Rückkehr: Immer mehr junge Familien entscheiden sich, wieder in die Region zu ziehen - zurück zu ihren Wurzeln, zurück zur Familie.

Haus

Das Konzept des Mehrgenerationenhauses entwickelt sich zu einem modernen Lebensmodell mit Zukunft. Foto: KI-generiert via Flux Pro

Das Konzept des Mehrgenerationenhauses, früher häufig als rückständig oder überlebt betrachtet, entwickelt sich heute zu einem modernen Lebensmodell mit Zukunft.

Zwischen Brake, Elsfleth und Nordenham entstehen so neue Formen des Zusammenlebens, die auf Gemeinschaft, gegenseitige Hilfe und generationsübergreifende Verantwortung setzen.

Wenn die Rückkehr aufs Land mehr als eine emotionale Entscheidung ist

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Erhebungen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zufolge kehren seit einigen Jahren immer mehr Menschen aus der Stadt in ländliche Lebensräume zurück. Ein häufiger Anlaufpunkt für die Rückkehr aufs Land in die Region, aus der sie ursprünglich stammen.

Treiber sind dabei nicht nur steigende Lebenshaltungskosten in urbanen Zentren, sondern auch der Wunsch nach familiennaher Kinderbetreuung, verlässlicher Nachbarschaft und einem entschleunigten Alltag.

Die Wesermarsch, mit ihren bezahlbaren Grundstückspreisen, intakten Dorfgemeinschaften und wachsender infrastruktureller Anbindung wie den Weser-Ems-Buslinien und das Regio-S-Bahn-Netze ist für viele Rückkehrwillige attraktiv geworden.

Wesermarsch

Die Wesermarsch, mit bezahlbaren Grundstückspreisen, intakten Dorfgemeinschaften und wachsender infrastruktureller Anbindung, ist für viele attraktiv geworden. Foto: KI-generiert via Flux Pro

In diesem Zuge rückt das Projekt Mehrgenerationenhaus wieder stärker in den Fokus familiärer Lebensplanung. Gemeint ist damit nicht nur ein institutionelles Wohnprojekt, wie sie in einigen Städten unter Trägerschaften laufen, sondern insbesondere das familiäre Zusammenleben unter einem Dach mit mehreren Generationen, wie es insbesondere im europäischen Mittelalter gelebt wurde.

Das Sprichwort „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen“ stammt aus dieser Zeit, in der die familiäre und dörfliche Gemeinschaft ein wesentlicher Stützpfeiler für demografische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Strukturen war.

Nachdem das Modell der auf sich selbst gestellten Kleinfamilie mit den sich verändernden Herausforderungen einer modernen Gesellschaft immer häufiger an seine Grenzen stößt, ist in den letzten Jahren verstärkt eine Rückbesinnung auf Lebensmodelle und Lebensmittelpunkte mit einem stärkeren Fokus auf familiären und nachbarschaftlichen Zusammenhalt zu erkennen.

Neue Lebensmodelle mit alten Wurzeln

Ein Mehrgenerationenhaus verbindet viele Vorteile:

Die Großeltern helfen bei der Kinderbetreuung, bringen Lebenserfahrung und Zeit mit ein. Die mittlere Generation unterstützt im Gegenzug bei technischen Fragen im Zuge des digitalen Wandels, Pflegeangelegenheiten oder der Organisation des Alltags. Kinder wachsen in einem sozialen Gefüge auf, das Sicherheit und Vielfalt zugleich bietet.

Grafik

Neue Lebensmodelle mit alten Wurzeln Foto: KI-generiert via Flux Pro.

Doch das Modell funktioniert nicht von selbst. Es erfordert Bereitschaft zur Rücksichtnahme, Offenheit für neue Rollenverteilungen und vor allem geeignete räumliche Bedingungen.

Wohnraum mit Weitblick gestalten: Wenn aus Platz Nähe wird

Nicht selten ist für ein Mehrgenerationenprojekt der Umbau vorhandenen Wohnraumes nötig.

  • Ein separater Wohnbereich für weitere Parteien
  • Barrierefreie Räumlichkeiten oder der barrierefreie Zugang zum Haus
  • Ein zusätzliches Kinderzimmer

- um den neuen Lebensmittelpunkt zu gestalten, können umfangreiche Anpassungen notwendig sein. Gerade bei älteren Bestandsbauten sind größere Investitionen dabei meist unumgänglich. Der Umbau muss nicht nur funktional, sondern auch zukunftsfähig sein: altersgerecht, energieeffizient und möglichst flexibel nutzbar.

  • Langfristiger Nutzen:
    Die Bereitschaft, für das Projekt Mehrgenerationenhaus auf Fremdkapital zurückzugreifen, wächst in der Bevölkerung. Der langfristige Nutzen von zukunftstauglich umgestalteten Immobilien ist eindeutig.
  • Digitale Finanzierungshilfen:
    Über die digitalen Angebote von Finanzdienstleistern lassen sich heute mit wenigen Klicks passende Darlehen online berechnen und vergleichen. So lassen sich individuelle Finanzierungsmodelle transparent prüfen, zum Beispiel zur Überbrückung einer größeren Einmalzahlung für den Badumbau oder zur langfristigen Planung eines altersgerechten Anbaus.
  • Staatliche Förderprogramme:
    Ergänzend zu privaten Finanzierungsplänen stellt das neue Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus.
    Miteinander 3 Füreinander des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) Mittel zur Förderung von Mehrgenerationenhäusern in Deutschland zur Verfügung

Wer den Umbau nachhaltig gestalten und das volle Potenzial des Mehrgenerationenhauses ausschöpfen möchte, sollte sich frühzeitig zu günstigen Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten informieren.

Gerade in einer Zeit steigender Baukosten und begrenzter staatlicher Fördermittel bieten digitale Vergleichsmöglichkeiten eine wichtige Orientierungshilfe, sowohl für junge Familien als auch für Senioren, die ihr Haus gemeinsam neu denken.

Welche Förderungen möglich sind und wie das eigene Projekt förderfähig wird, erfahren Interessierte auf dem Informationsportal des Programmes:

Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus. Miteinander - Füreinander.

Emotionen, Rollenbilder und Organisation: Der Alltag im Mehrgenerationenhaus

Neben finanziellen und baulichen Fragen spielen soziale und organisatorische Dynamiken eine entscheidende Rolle, wenn das Projekt Mehrgenerationenhaus langfristig erfolgreich sein soll.

Grafik

Im Mehrgenerationenhaus treffen unterschiedliche Lebensstile aufeinander, die in Einklang gebracht werden müssen. Foto: ENYMA GmbH

Gerade bei jungen Familien, die nach Jahren mit einem urbanen Lebensmittelpunkt zurück aufs Land ziehen, kann eine umfangreiche Neuorientierung des Alltags erforderlich werden. Im Mehrgenerationenhaus in einer ländlichen Infrastruktur treffen unterschiedliche Lebensstile und - rhythmen aufeinander, die in Einklang gebracht werden müssen.

Während die Großeltern vielleicht den Frühstückskaffee um 6 Uhr gewohnt sind, beginnt der Tag für Berufspendler mit dem Homeoffice erst zwei Stunden später.

Absprachen, eine gewisse Kompromissbereitschaft und ein respektvoller Umgang sind unerlässlich.

Die meisten Familien stellen allerdings schnell fest, dass sich die Mühe lohnt. Die entstehende Nähe, das Gefühl von Zugehörigkeit, aber auch die gegenseitige Entlastung im Alltag bieten für alle Beteiligten einen großen Mehrwert.

Familie in der Küche

Die meisten Familien stellen schnell fest, dass sich die Mühe lohnt. Foto: KI-generiert via Flux Pro

Herausforderungen und Chancen: Generationen im Wandel

Das Mehrgenerationenhaus ist nicht in jedem Fall ein unkompliziertes Lebensmodell. Es kann Konflikte verstärken, wenn Erwartungen nicht offen kommuniziert werden, oder wenn alte Familienmuster ungefragt übernommen werden.

Gerade deshalb empfiehlt sich eine gute Vorbereitung: Eine bauliche Trennung mit separaten Eingängen kann Privatsphäre schützen und Abgrenzung erleichtern, wo diese nötig ist.

  • Bauliche Trennung: Separate Eingänge und Wohnbereiche schaffen notwendige Privatsphäre für alle Generationen.
  • Offene Kommunikation: Regelmäßige Familientreffen helfen, Erwartungen zu klären und Konflikte frühzeitig zu lösen.
  • Gemeinsame Projekte: Geteilte Aktivitäten stärken den Zusammenhalt und schaffen positive Erlebnisse für alle Beteiligten.

Mit Empathie, gegenseitigem Respekt und einer offenen Kommunikation im Hinblick auf individuelle Bedürfnisse kann das Modell Mehrgenerationenhaus jedoch die Antwort auf mehrere gesellschaftliche Herausforderungen sein: demografischer Wandel, Pflegenotstand, Wohnraummangel und soziale Vereinsamung.

In der Wesermarsch, wo viele Dörfer von Abwanderung betroffen waren, kann das Mehrgenerationenhaus auch Impulsgeber für eine neue Form des ländlichen Lebens sein 3 generationenübergreifend, nachhaltig und verwurzelt.

Zusammenrücken mit Perspektive

Die Entscheidung für ein Mehrgenerationenhaus ist mehr als eine pragmatische Wohnlösung, sie ist ein gesellschaftliches Statement.

Haus

Wer bereit ist, Wohnraum gemeinsam zu gestalten, schafft Nähe. Foto: KI-generiert via Flux Pro

Familien, die sich für dieses Modell entscheiden, schaffen Räume der Begegnung, der Fürsorge und des Miteinanders. So wird so aus einem alten Ideal ein neuer Trend.

Wer bereit ist, Wohnraum gemeinsam zu gestalten, schafft nicht nur Platz, sondern vor allem Nähe.

0 Kommentare
Newsletter Der KZW-Newsletter
Alle wichtigen Nachrichten und die interessantesten Ereignisse aus der Region täglich direkt in Ihr E-Mail-Postfach. Mit Empfehlung aus der Redaktion.
PASSEND ZUM ARTIKEL

Panorama

Warum manche Babys mehr schreien

Nordenham

Meine Woche

Jagdverbot auf Krähen: Wie geht es jetzt weiter?

nach Oben