TV, Kino, Kultur
Mehr Regionales: „Hofgeschichten“ im Ersten
Die „Hofgeschichten“ liefen bislang mit gutem Erfolg im Norddeutschen Rundfunk, gelegentlich auch im Bayerischen Rundfunk. Nun werden die Reportagen über Arbeiten und Leben auf dem Lande im Ersten ausgestrahlt.

Bauer Sebastian Kilka aus dem Spreewald fährt den Miststreuer auf seinem Kahn über ein Fließ.
Foto: Matthias Vogler
„Hanna - da is ne Kuh ausgebrochen“, ruft der Altbauer Albert Smidt aus Ostfriesland nach seiner erwachsenen Enkelin. Gemeinsam fahren dann beide mit ihrem Traktor ins Deichvorland, um das braune Rindvieh - es grast schon beängstigend nahe am örtlichen Campingplatz - wieder einzufangen. Anschließend müssen die Landleute gleich wieder heim. Um nach einem Schaf zu schauen, das gerade lammt und Probleme mit der Nachgeburt hat. Solch einen naturverbundenen Arbeitsalltag erleben immer weniger Menschen in Deutschland.
Und wohl gerade deshalb ist das Interesse groß an derartigen „Hofgeschichten“, die als Reportagen mit guten Quoten (Marktanteil fast zehn Prozent) seit fünf Jahren regelmäßig im Norddeutschen Rundfunk (NDR) und hin und wieder im Bayerischen Rundfunk (BR) zu sehen waren. Nun steigt die Reihe auf ins Erste. Ab Montag (24. Juli) um 16.10 Uhr, sind zunächst 17 Episoden werktäglich zu sehen. Und zwar mit jeweils längerer Dauer - gut 50 Minuten - und verdoppelter Personenzahl. Jede Sendung „Hofgeschichten - Ackern zwischen Alpen und Ostsee“ erzählt dabei die Geschichte mehrerer Höfe weiter.
Etwa von dem Betrieb von Jonas Schulze Niehoff aus der Magdeburger Börde in Sachsen-Anhalt: Der junge Mann studierte erst Mathematik und Informatik, um dann aber auf dem fruchtbaren Böden einen Öko-Hof zu gründen. Kennenzulernen ist auch dessen Bio-Bauer-Kollege Sebastian Kilka aus dem Spreewald in Brandenburg, der seine Äcker mit dem Traktor nur per Floß erreichen kann. Ebenso Maria Thamm, mit 21 Jahren die einzige Fischerin Berlins. Vom Tegernsee in Bayern ist die Milchbäuerin Nina Bartl dabei, die man im Ort wegen ihrer manikürten Fingernägel auch schon mal die „Gucci-Bäuerin“ nennt.
An dem Projekt, mit dem die ARD laut Mitteilung ihr regionales Profil im Ersten stärken will, beteiligen sich länderübergreifend sechs Rundfunkanstalten. Reporterteams von BR, MDR, NDR, SWR, RBB und WDR schwärmten aus, um moderne deutsche Landwirtschaft in ihrer Vielfalt einzufangen. Und von Sorgen und Freuden, Familienleben und Festen zu berichten. Das Ziel sei „Gute-Laune-Fernsehen, mal heiter, mal, ernst, mal anrührend“, hieß es weiter.
Die Reportagen erzählen den Angaben zufolge von den alltäglichen Herausforderungen auf den Bauernhöfen, von Inflation, Wetterextremen oder Schweinegrippe. Die Reporter seien immer dicht dran und so können die Zuschauer mitfiebern, wenn der Tierarzt kommt, bei Blitz und Hagel mit um die Ernte bangen und nach der Zubereitung des ersten Eierlikörs der Saison mit anstoßen.
ARD-Programmdirektorin Christine Strobl: „Zwölf Höfe aus den verschiedenen Landstrichen stehen stellvertretend für etwa 250 000 andere, die alle für unser Essen und Wohlergehen in unserer unmittelbaren Umgebung sorgen. Ihre Produkte auf Märkten und in Geschäften haben wir als regional gekennzeichnet begeistert vor Augen, den Alltag der Erzeuger aber kennt kaum jemand.“ Das soll nun anders werden.