Kino
Exotische Sounds und persönliche Einblicke von Alvaro Soler
Vom Opa auf Kassette bis zur Tochter im Krankenhaus: Das neue Album von Alvaro Soler steckt voller privater Töne und überraschender Sounds aus aller Welt.

Alvaro Soler gibt sich auf seinem vierten Album persönlich und experimentell.
Foto: Uwe Anspach
Zehn Jahre nach seinem ersten Solo-Hit „El Mismo Sol“ präsentiert der spanisch-deutsche Popsänger Alvaro Soler („Sofia“, „La Cintura“) sein viertes Album. „El Camino“ (deutsch: „Der Weg“) heißt das Werk mit 14 Songs, das am Freitag erscheint und seinen Namen nicht zufällig trägt.
Der in Barcelona geborene Musiker blickt dabei in seinem Jubiläumsjahr zurück auf seine Karriere und private Momente, die ihn prägten. „Dieses Album ist das Persönlichste, das ich bis jetzt gemacht habe“, sagt Soler im dpa-Interview und belegt dies mit Fakten.
„Am Anfang ist die Stimme meines Großvaters zu hören, die ich von einer alten VHS-Kassette aufgenommen habe.“ Sein Opa habe auf der alten Aufnahme etwas gesagt, das für die Familie sehr bedeutsam gewesen sei. „Mein Großvater ist im vergangenen Jahr gestorben, in dem auch meine Tochter geboren wurde. Und deswegen endet das Album auch mit dem Herzschlag meiner Tochter, den ich aufgenommen habe, als wir im Krankenhaus waren.“
Experimente mit Drums aus dem Museum
Der 34-jährige Songwriter nutzt auf seiner neuen Platte auch immer wieder Aufnahmen exotischer Instrumente, etwa beim Auftakt „Distancia“. Getragen von Rhythmen einer über 800 Jahre alten indonesischen Trommel, aufgenommen in einem Museum in Barcelona, erzählt Soler von Aufbruch und neuen Perspektiven. „Genau diese Sachen waren mir super wichtig, dass ich wieder rausgehe und Sounds aufnehme. Ich wollte ein Ambiente damit kreieren, das etwas auslöst“, erklärt er.
Auch „Apagame“ folgt diesem Entdeckergeist. Ein sphärischer Song, in dem Soler zu einem Detox vom digitalen Dauerrauschen auffordert – mit Synthesizern, Schicht um Schicht übereinandergelegt, und einer Stimmung, die an Empire of the Sun erinnert. „Ich wollte kein Album machen, das über alle Songs hinweg gleich klingt. Die Kunst war, zu experimentieren.“
Die Vielfalt wird auch in „Te Imaginaba“ hörbar, der ersten Single. Getragen von einer 12-saitigen Gitarre, Bouzouki und Afro-Beats besingt er die Klarheit und Offenheit in Beziehungen. Erfahrungen, die für den frisch verheirateten Künstler und jungen Vater „eine ganz neue Bedeutung“ bekommen haben.
Ohrwürmer mit Flamenco-Klängen
Sehnsuchtsvolle Bilder ruft „Santa Alegria“ hervor – eine Ode an die Strände der spanischen Ostküste, die Sonne, das Loslassen. Ebenso voller Optimismus und schwungvoller Energie: „Regalo“, das lebensbejahende „Buena Vida“ oder der Latin-Ohrwurm „Electricidad“.
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„Lo Que Pasó Pasó“, ein Duett mit der jungen Sevillanerin Marta Santos, ist von typisch spanischen Flamenco-Klängen durchdrungen und handelt von den Themen Trennung und Reue. „Manchmal will man Dinge nicht wahrhaben, bis eine Beziehung zerbricht. Aber irgendwann verheilen die Wunden.“
Genauso offenherzig klingt „Mejor Que Yo“, eine nachdenkliche Ballade, die das Album in zwei Hälften teilen soll. „Der erste Teil beinhaltet Songs mit sehr viel Tempo, coolen Vibes und super vielen Chören. Ich wollte damit Konzerte symbolisieren mit vielen Menschen, Stimmen, Applaus und viel Energie.“
Gegen Ende der Platte wird es dann verträumter. „Das ist für mich wie die Dusche nach dem Konzert, wo man denkt: „Krass, war das eigentlich ein Traum, was ich gerade erlebt habe, oder Realität?““
10 Jahre Erfolg in Deutschland - auch dank eines Welthits
Der 34-Jährige beweist auf „El Camino“ einmal mehr, warum er über zehn Jahre in mehreren, europäischen Ländern so erfolgreich ist. Der Globetrotter, der teilweise in Japan aufgewachsen ist und mit seiner deutschen Ehefrau Melanie Kroll in Berlin und Barcelona lebt, verbindet experimentelle Klänge mit Gute-Laune-Radiopop. Spanischsprachige Musik hatte 2017 durch den Welthit „Despacito“ ohnehin einen weiteren Schub erhalten, den damals auch Soler für sich nutzen konnte.
Sein nächster Konzertweg führt den Musiker im April und Mai von Hamburg über die Niederlande, Belgien, Tschechien, Polen, die Schweiz, Österreich und die Slowakei in seinen Wohnort Berlin.