Vor einem Jahr gab es in Nordenham eine sehr kontrovers und emotional geführte Debatte: um den Strandwald. Die Gehölzansammlung muss weg, sagte die Stadt Nordenham und verwies auf die Richtfeuerline Großensiel. Der Wald muss bleiben, forderten viele Bürger und verwiesen ihrerseits auf die Einzigkeit dieses kleinen Fleckens Natur direkt am Weserufer. Die Stadt setzte sich durch und schuf Tatsachen. Anfang des Jahres wurde der Strandwald großzügig gerodet. In dieser Woche gab es nun eine neue Entwicklung: Die Stadtverwaltung möchte die baurechtlichen Voraussetzungen für eine Neunutzung des Großensieler Hafens und seines Umfeldes schaffen - darunter die Strandwald-Schneise, für die eigentlich eine Blühwiese angedacht war. Wohnen, Tourismus und Freizeit seien für die Zukunft denkbar, heißt es aus dem Rathaus. In den einschlägigen Facebook-Gruppen geht die Nachricht erwartungsgemäß ab wie eine Rakete. Von Scheinheiligkeit ist da in Kommentaren die Rede, von Vertrauen in die Verwaltung, das verloren gegangen sei, gar von Betrug. Mir liegt der Großensieler Hafen sehr am Herzen. Er war in Kindertagen mein Abenteuerspielplatz, in Jugendjahren der Ort, an dem ich mich mit meinen Kumpels traf. Nicht trotzdem, sondern gerade deshalb begrüße ich die Initiative der Stadt. Alles - oder sagen wir mal: fast alles - ist besser als eine matschige Brachfläche und der Hafen in seinem jetzigen trostlosen Zustand. Die vielen Kritiker haben nun eine vornehme Aufgabe: Sie können darauf aufpassen, dass Investoren, sollten sie denn auftauchen, die Kirche im Dorf lassen. Ein zweites „Havenwelten“ mit Luxusimmobilien, von denen viele einen Großteil des Jahres über leer stehen, brauchen wir in Großensiel tatsächlich nicht.
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