„Tartüff oder Der Geistige“ reibt humorvoll Salz in die Wunden der Gesellschaft
Der grandios inszenierte Wandel des Tartüff vom gepriesenen Moral-Messias zum lästigen Spar-Sündenbock vollzieht sich bei der Uraufführung von John von Düffels „Tartüff oder Der Geistige“ auf der Bühne des Kleinen Hauses im Stadttheater Bremerhaven.
Intrigenspiel auf hohem Niveau: Elmire (Julia Lindhorst-Apfelthaler) und Tartüff (Richard Feist) werden von Madame Pernelle (Kay Krause) und Mariane (Anna Caterina Fadda) hinter dem Vorhang belauscht. Foto: Herrmann
Wer den wohl berühmtesten Scheinheiligen der französischen Literatur als zentralen Bösewicht der Uraufführung von John von Düffels Werks auf der Bühne des Kleinen Hauses des Stadttheaters erwartet hat, wurde schnell eines Besseren belehrt. Denn in der Inszenierung von Gastregisseur Tim Egloff aus Berlin spielt sich Julia Lindhorst-Apfelreiter genial als intrigante Strippenzieherin Elmire schnell in das Zentrum der Aufmerksamkeit. Während ihre laszive und sexy Figur häufig wortwörtlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit aller männlichen Protagonisten auf der Bühne steht, erzeugt sie Eifersucht und Unverständnis bei ihren weiblichen Familienmitgliedern.
Lasziv und ausgelassen: Organs Familie feiert dessen Rückkehr (von links): Justus Henke (Damis), Marc Vinzing (Orgon), Julia Lindhorst-Apfelthaler (Elmire), Anna Caterina Fadda (Mariane). Foto: Manja Herrmann
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