Denn in Blexen ging die Sorge um, dass auf dem Teil des noch nicht bebauten Blexer Industriegebiets, der Kronos Titan gehört, eine weitere Fabrik errichtet werden könnte. Kronos hatte nie entsprechende Pläne formuliert, und doch gab es diese Sorgen in Blexen, befeuert durch eine Bürgerinitiative. Carsten Büsing, Werkleiter von Kronos Titan, hat am Mittwoch in einem Pressegespräch vorgestellt, was Kronos Titan auf der 25 Hektar großen Fläche tatsächlich vorhat: Kronos will dort einen Solarpark installieren. Das Chemieunternehmen plant Investitionen im zweistelligen Millionenbereich in regenerative Energien. Neben dem Solarpark will Kronos künftig Windkraft nutzen. Eine Windmühle mit 6,8 Megawatt soll auf dem Firmengelände aufgestellt werden. Der Solarpark soll Ende 2024 in Betrieb gehen.
Die Kurzarbeit ist beendet
Kronos Titan produziert in Blexen mit 350 Mitarbeitern rund 60.000 Tonnen Titandioxid im Jahr und rund 300.000 Tonnen Eisensulfat (Grünsalz). Titandioxid ist ein Weißpigment und wird vor allem in der Farbenindustrie verwendet. Grünsalz wird unter anderem in Kläranlagen eingesetzt. Dort fällt es Phosphat aus und hilft damit, die Überdüngung unserer Gewässer zu verhindern.
Für die Produktion benötigt das Unternehmen große Mengen Dampf. Der wird bislang erzeugt, indem Gas verbrannt wird. Künftig will Kronos den aus Sonnenenergie und Windenergie produzierten Strom für die Dampfgewinnung nutzen. Damit wird Kronos noch nicht komplett unabhängig von fossilen Energieträgern, kommt auf dem Weg dorthin aber einen guten Schritt voran. Die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise hat die Dynamik der Energiewende auch bei Kronos bescheunigt. Kronos hat einen Gasverbrauch von 700.000 Megawattstunden im Jahr und einen Stromverbrauch von 70.000 Megawattstunden.
Auszeichnung für hohen Standard bei Arbeitssicherheit
Schon vor Solarpark und Windkraftrad hat Kronos viel getan, um die eingesetzte Energie effektiv zu nutzen und um Energie zu sparen. „Wir haben den Gasverbrauch um rund 10 Prozent gesenkt“, erläutert der Werkleiter. Heizungen und Duschen auf dem Werkgelände werden mit Abwärme versorgt. In Sachen Effizienz sei das Blexer Werk weltweit in der Titandioxid-Branche ein Vorzeigebetrieb, sagt Carsten Büsing. Stolz sein kann die Belegschaft des Blexer Betriebes auch auf Platz 1 in einer anderen Kategorie: Kronos Blexen ist als das Werk mit den wenigsten Arbeitsunfällen der internationalen Kronos-Gruppe ausgezeichnet worden. Und das im zweiten Jahr hintereinander. In zwei Jahren gab es nur einen einzigen Arbeitsunfall mit anschließender Krankschreibung.
Kronos ist nicht der einzige Nordenhamer Betrieb der Grundstoffindustrie, der auf regenerative Energien setzt. Das tut auch Glencore mit der Zink- und der Bleihütte in Nordenham. Glencore will den Strom aus einem 60 Hektar großen geplanten Solarpark in Coldewärf abnehmen, den der Landwirt Christoph Geil bauen will.
Im vierten Quartal des vergangenen Jahres hatte Kronos kurzgearbeitet. Mit der Kurzarbeit hat Kronos auf die zeitweise extrem hohen Energiepreise reagiert, vor allem aber auf die gesunkene Nachfrage - eine Corona-Nachwirkung. In der Corona-Zeit waren Baustoffe und Farben stark nachgefragt, weil viele Menschen ihre Häuser saniert haben. Sie hatten Zeit. Kronos hat die Kurzarbeit für Wartungs- und Reparaturarbeiten genutzt. Inzwischen wird wieder voll produziert. So soll es bleiben.

Kronos Titan hat ein neues Logo. Werkleiter Carsten Büsing (rechts) und der Betriebsratsvorsitzende Heiko Tönjes präsentieren es.
Foto: Heilscher