Lange hat es gedauert, und zittern musste der SV Werder Bremen zwischenzeitlich auch gehörig, doch am Ende war der Auswärtssieg beim VfL Bochum perfekt. Durch zwei späte Tore von Stürmer Niclas Füllkrug hat die Mannschaft von Cheftrainer Ole Werner einen 2:0 (0:0)-Erfolg beim Schlusslicht der Fußball-Bundesliga eingefahren. Einmal mehr hatten es dabei vor allem die letzten Minuten der Partie in sich gehabt – und wie.
Mit seiner Startaufstellung hatte Werner vor der Partie für eine kleine Überraschung gesorgt: Vier-Millionen-Euro-Einkauf Jens Stage saß erstmals nur auf der Bank. Für den Dänen rückte Niklas Schmidt in die erste Elf. An seiner Seite im offensiven Mittelfeld vertrat Romano Schmid den verletzten Leonardo Bittencourt – die restliche Anfangsformation blieb im Vergleich zur wilden 3:4-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt unverändert. Werners Appell vor dem Bochum-Spiel: „Wir sind alle gefordert, insgesamt weniger klare Torchancen für den Gegner zuzulassen.“ Es dauerte nach dem Anpfiff allerdings nicht lange, und Werder Bremen geriet hinten wieder in Not.
25.000 Zuschauer im Ruhrstadion
Schon nach wenigen Sekunden kam Bochums trickreicher Angreifer Takuma Asano zum Abschluss – Werder-Keeper Jiri Pavlenka musste zur Ecke klären. Nur Augenblicke später zielte Kevin Stöger am langen Pfosten vorbei (2.). Vor rund 25.000 Zuschauern im Ruhrstadion hatten die Hausherren den eindeutig besseren Start erwischt. Dem Schlusslicht Bochum war in der Anfangsphase anzumerken, dass gegen Werder Bremen endlich die ersten Punkte der Saison eingefahren werden sollten. Die Bremer benötigten ihrerseits einige Zeit, um sich an die Gangart des Gegners zu gewöhnen, fanden dann aber besser ins Spiel – und hätten in der 22. Minute in Führung gehen müssen.
Nach einem Kopfball von Mitchell Weiser tauchte Niclas Füllkrug plötzlich frei vor Manuel Riemann auf und fand seinen Meister im Bochumer Torhüter. Es war der Auftakt einer Phase, in der Werder Bremen das Tempo erhöhte, wenn auch ohne dabei brandgefährlich zu sein. Dafür benötigten die Bremer eine Standardsituation: Schmidt hämmerte den Ball aus knapp 30 Metern Torentfernung an den Pfosten (40.). Kurz vor der Pause kam dann Bochum zu seiner bis dato besten Chance: Pavlenka entschärfte einen Schuss von Philipp Förster, Anthony Jung war beim Abpraller schneller am Ball als Asano (44.).
Zu Beginn des zweiten Durchgangs wirkte Werder plötzlich wacher und entschlossener als der Gegner, hatte durch Ducksch zwei guten Möglichkeiten – allerdings zielte der Stürmer jeweils nicht genau genug (50./51.). Der nächste verheißungsvolle Angriff ließ nicht lange auf sich warten: Schmid hätte in der 54. Minute lieber selbst schießen sollen, sein Querpass im Strafraum kam nicht an. Und spätestens als Ducksch ein weiteres Mal an Riemann gescheitert war (60.), mussten sich die Gäste den Vorwurf gefallen lassen, zu wenig aus ihren Chancen zu machen. Nach drei guten Abschlüssen von Anthony Losilla (64./65./70.) galt das Gleiche dann aber auch für den VfL Bochum. Beide Mannschaften suchten nun immer wieder den Weg nach vorne, ließen es aber an der nötigen Präzision fehlen.
Füllkrug mit Doppelpack
Werder-Coach Werner reagierte, brachte in Oliver Burke (für den glücklosen Ducksch), Jens Stage (für Schmid) und kurz darauf auch Niklas Stark (für Amos Pieper) drei frische Kräfte ins Spiel. Den ersten Treffer des Nachmittags schossen kurz darauf trotzdem die Bochumer – allerdings irregulär. Weil Philipp Hofmann den Ball mit dem Arm über die Linie bugsiert hatte, meldete sich der Video-Schiedsrichter, und das Tor zählte vollkommen zu Recht nicht (80.). Anders als wenig später auf der anderen Seite: Nach Flanke von Mitchell Weiser traf Füllkrug per Kopf zum erlösenden 1:0 (86.). In der siebenminütigen (!) Nachspielzeit legte der Stürmer per Foulelfmeter sogar noch seinen fünften Saisontreffer im fünften Spiel zum 2:0 nach (90.+2).
Zuvor war Joker Oliver Burke im Strafraum zu Fall gebracht worden. Bitter für Bochum: Kurz vor Schluss wurde den Hausherren ein weiteres Tor aberkannt, allerdings wieder zu Recht, weil Hofmann bei seinem Pass auf Erhan Masovic im Abseits gestanden hatte (90.+6). Mit nunmehr acht Punkten auf dem Konto hat sich Aufsteiger Werder vorerst im Mittelfeld der Tabelle festgesetzt. Der nächste Gegner ist am Freitagabend der FC Augsburg. (Deichstube, von Marius Winkelmann und Daniel Cottäus/dm)