Die Trainingseinheit am vergangenen Freitag war eine knappe halbe Stunde alt, als Ole Werner kurz lauter wurde. Nicht böse, aber doch fordernd. „Come on, Burkey. It‘s training, come on!“, rief der Chefcoach des SV Werder Bremen. Adressat der kleinen Ansage war Stürmer Oliver Burke, der seiner Arbeit für den Geschmack des Trainers gerade ein wenig zu locker nachgegangen war. Nun hatte der Schotte tags zuvor 90 Minuten im Test gegen den SV Meppen (1:0) auf dem Platz gestanden, da können die Beine schon mal etwas schwerer sein.
Und doch verdeutlichte die kleine Trainingsszene, wie es um Burke derzeit bei Werder steht: Seine Qualitäten werden überall geschätzt, nur ein wenig häufiger zeigen könnte er sie noch.
„Er hat sich als Typ gut eingebracht in die Mannschaft, auch recht zügig“, lobt etwa Clemens Fritz als Werders Leiter Profifußball den 25-Jährigen. Auch der Ex-Profi hat noch gut Oliver Burkes begeisternden Start vor Augen. Schon im Sommer-Trainingslager hatte er kurz nach seinem Wechsel zu Werder Bremen im ersten Testspiel getroffen. Als dann die Bundesliga begann, begeisterte der Angreifer mit zwei Jokertoren gegen den VfB Stuttgart (2:2) und vor allem beim 3:2-Coup bei Borussia Dortmund.
Doch seither ist es ruhiger um ihn geworden. Er selbst spricht nicht öffentlich, weil er das aus England nicht gewohnt ist. Darüber hinaus harmonieren seine direkten Konkurrenten Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch gut, beide erfüllen taktische Aufgaben, die Ole Werner enorm wichtig sind.
Bei Werder Bremen erhofft man sich konstant gute Leistungen von Oliver Burke
Oliver Burke braucht daher Geduld. Das war schon nach seinen beiden wichtigen Treffern so. „Sicherlich hat Burkey sich dann ein stückweit mehr erhofft“, weiß auch Clemens Fritz. „Aber er hat ein unglaubliches Potenzial. Bei ihm ist es nur wichtig, dass er es auch auf den Platz bringt. Sowohl im Training als auch bei den Spielen. Da muss er ganz einfach dranbleiben und an sich arbeiten.“ Denn statt vereinzelter Höhenflüge wollen sie bei Werder Bremen lieber konstant gute Leistungen von Burke sehen. „Er lässt es mal aufploppen, aber er kann es öfter aufploppen lassen“, ist Fritz überzeugt. „Das ist sicher auch so sein Selbstvertrauen-Ding.“
Bei Stürmern helfen in dieser Hinsicht vor allem Tore. Oliver Burkes Sturmkollege Niclas Füllkrug ist da das beste Beispiel: In der Vorsaison hatte der erst gehörige Probleme, dann plötzlich traf er reihenweise und durfte zuletzt sogar zur WM reisen. Doch solche Sternstunden sind selten. Die Realität ist die, dass es nicht immer aufwärts geht. Das ist normal, muss aber eben auch mental verarbeitet werden. „Du kommst als Spieler irgendwann schon an einen Punkt, an dem du anfängst zu grübeln“, erklärt Clemens Fritz. „Vielleicht ist da auch so ein bisschen Resignation dabei. Aber im Profi-Fußball darf es die einfach nicht geben. Da muss er dranbleiben, lauern, auf seine Chance warten.“
Und genau deshalb hat Ole Werner seinen Stürmer am Freitag auch ein wenig angepiekst. „Es ist wichtig, wach zu sein, handlungsschnell zu sein, da zu sein, diese Frische zu haben“, zählt Clemens Fritz auf. „Das ist das, was du brauchst. Das ist eine Qualität, die du haben musst, um im richtigen Moment da zu sein. Wenn du sie im Training nicht mitbringst, dann kannst du sie auch nicht im Spiel haben“, so der Leiter Profifußball von Werder Bremen.
Burke ist beliebt
Innerhalb der Mannschaft wird Oliver Burke auf jeden Fall geschätzt. „Er ist ein ganz, ganz spezieller Typ, ein geiler Typ, der richtig cool drauf ist“, schwärmt Werder Bremens Kapitän Marco Friedl. „Sein Style, seine Art, wie er sich gibt – immer total gechillt.“ Und damit nicht genug: „Aber auf dem Platz gibt er Gas. Jeder in der Mannschaft mag ihn“, betont der Österreicher. „Mit ihm kannst du richtig viel Spaß haben, obwohl er sehr ruhig ist.“
Genau diese Freude wollen sie bei Werder Bremen noch länger an Oliver Burke haben. Deshalb hoffen sie eben, dass er noch häufiger positiv auffällt. Oder wie es Clemens Fritz ausdrückt: „Wenn er das abruft, das habe ich zu ihm auch gesagt, dann muss der Weg hier nicht zu Ende sein für ihn.“ (mbü/kni)